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nichts Entsetzlicheres und Rührenderes vor. Das Schreckliche wird aber hier überwogen von der Freudigkeit, mit der die standhafte Mutter und ihre treuen Kinder alle Martern erdulden um des Herrn willen, und um für ihn zu zeugen. Deshalb ist diese Geschichte des alten Testaments typisch für das ganze christliche Martyrium. Sie wurde zuerst poetisch umschrieben in einem lateinischen Gedicht des Victorinus, Fabricii thes. 445. abgedruckt. Die Mutter heisst Salomonis, bei Suidas s. v. Antiochus. Spätere nennen sie immer Salome. Die Marter ist als Trauerspiel behandelt von Houdart de la Motte. Eben so in Zacharias Werners berühmtem Trauerspiel, das zwar nach seiner Art etwas schwülstig und krampfhaft, doch reich an den edelsten Empfindungen ist. Ein älteres deutsches Schauspiel von Scharschmidt 1589 kenne ich nicht näher. — Die Marter wurde gemalt von van Dyck im Quirinal. Möglichst greuelhaft und henkermässig sind die Todesqualen der sieben Söhne in byzantinischen Miniaturen dargestellt (Waagen, Paris 213.) In Blainville’s Reise I. 90. wird eines seltsamen Bildes in der Maccabäerkirche zu Köln gedacht. Da sieht man die Mutter Salome, wie sie den Antiochus mit Füssen tritt, und unter ihrem langen Kleide ihre mit Lorbeeren bekrönten Söhne, vier auf einer, drei auf der andern Seite. Dort zeigt man auch die Köpfe der Maccabäer als Reliquien mit Kronen und Juwelen bedeckt.

Als nun Antiochus so wüthete, entfloh der greise Priester Matathias mit seinen Söhnen aus Jerusalem in die Wüste, um hier ungestört Gott dienen zu können; denn bei Todesstrafe war verboten worden, ferner noch den Jehovah statt des Zeus anzubeten, und bei Todesstrafe war befohlen, dass jeder Jude Schweinefleisch essen soll. Der alte Matathias aber hatte eine grosse Familie und viele Freunde, deshalb rieth man ihm, sich dem König zu unterwerfen, der es gewiss gut aufnehmen würde, wenn ein so angesehener Mann den übrigen Juden ein Beispiel gäbe. Aber Matathịas blieb beim Gesetz seiner Väter. Da wurde den in die Wüste geflohenen Juden nachgestellt und wiederum an einem Sabbath, wo sie

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_052.jpg&oldid=- (Version vom 11.9.2022)