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soll viel Possirliches enthalten. Blankenburg, Zusätze zu Sulzer II. 61.

Auch Petrarca hat die Heilige in einem lateinischen Gedicht besungen. Desgleichen deutsch der Jesuit Salas in Diepenbrocks geistl. Blumenstrauss S. 187. Auch der poetische Jesuit Spee, „Spiegel der Maria in der Magdalena.“ Ein Gedicht nach Sarbievius in Silberts Dom h. Sänger S. 120. Dann von Wessenberg in dessen „Magdalena, Constanz 1824“ und sämmtl. Dichtungen III. 305.

Dramatisch wurde besonders häufig in den alten Osterspielen die Auferstehungsscene und die Begegnung des Heilandes als Gärtner mit der Magdalena dargestellt. So in altenglischen Schauspielen, s. Grässe, Lit.-Gesch. II. 2. 1047, und in altdeutschen, s. Mone, Schauspiele des Mittelalters I. 14. 56. II. 171. Hier wird auf eine sinnreiche Weise Magdalena mit der Eva verglichen. Wie Eva und Adam im Paradiese versucht wurden, Adam aber von der Eva sich verführen liess, so wird hier Magdalena = Eva allein verführt aus weiblicher Schwäche, Christus = Adam aber bleibt standhaft und besiegt die Hölle. In Magdalenens Rede wird gezeigt, wie tief durch Eva’s Schuld die Menschheit gesunken ist, und wie ihr dem allein reinen Christus gegenüber nichts als Busse, Reue und Thränen übrig sind. Zugleich contrastirt Magdalenens Leichtsinn hier mit dem Sakrament der Ehe, indem das Osterspiel mit der Hochzeit zu Cana beginnt.

Unter den neueren Dichtern, welche den Gegenstand mit Geist und besonderer Liebe behandelt haben, steht allen ein lateinischer Dichter des 17ten Jahrhunderts voran, der freilich, weil er lateinisch schrieb und ein Jesuit war, vergessen ist. Wir haben so viel Schönes in ihm gefunden, dass wir uns erlauben, hier an ihn zu erinnern. Der Jesuit Pater Justus Sautel gab 1673 zu Ingolstadt divae Magdalenae ignes sacri et piae lachrimae heraus, worin er das Andenken der Heiligen in unzähligen lateinischen Distichen feierte. Es sind theils Epigramme, theils Elegieen. Ueberall herrscht der classische Geschmack vor, so dass Magdalena eine Diana

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_062.jpg&oldid=- (Version vom 11.9.2022)