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in Wien. Zwei Engel sind um sie auf einem Bilde von Mola in England (Waagen II. 249.).

Im Ausdruck herrscht hier durchgängig das Schmerzhafte vor. Doch haben einige Maler davon ganz abgesehen. In der durch ihren Liebreiz berühmten Magdalena von Battoni zu Dresden bietet sich im himmelblauen Gewande eine reizende Blondine nachlässig daliegend den Männeraugen dar, die, wenn sie etwas Heiliges in ihr suchen, doch nur die Weltlust finden. Sie ist in die heilige Schrift vertieft, aber mit Recht hat man gesagt, sie sehe nur aus, wie Narcissus, der sich selbst bespiegelt. Sie faltet die Hände, aber der Maler hatte dabei nur den Zweck, das verführerische Spiel rosiger Finger zu zeichnen. In Schlegels Athenäum II. 88 f. ist sie mit den Magdalenen von Franceschini und Correggio verglichen, und Gries hat die beiden ersten in Sonetten besungen (Gedichte I. 214.). Zwei andere Magdalenen von Battoni in Petersburg und Gotha, die letztere in rothem Gewande, die Hände über einem Todtenkopf faltend. Rathgeber, Gotha 53.

Unter den Bildern, in denen die sinnliche Schönheit den Ausdruck des Schmerzes weit überwiegt, stehen die von Titian oben an. Er malte die Heilige oft und zwar immer als eine üppige wunderschöne Venetianerin, nackt, nur mit den weichen Wellen ihres goldenen Haares lieblich überschwemmt und zugedeckt. So in Venedig (ein schönes, leider sehr verdorbenes Bild, Kunstbl. 1835. Nr. 93) im Pallast Doria in Rom (Ramdohr II. 131.), in England (Passavant 261. Waagen II. 17.), in Madrid (Viardot 41.), in Neapel und im Pallast Durazzo in Genua.

Von wollüstigem Ausdruck sind die üppigen nackten Magdalenen Furini’s in Florenz und Wien. Weniger verführerisch, aber auch ganz unerbaulich, glatte und geleckte Nuditäten sind die vielen nackten Magdalenen von van der Werff in Dresden, München, Pommersfelden, England (Waagen II. 146.).

Die weltberühmte Magdalena des Correggio in der Galerie

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_069.jpg&oldid=- (Version vom 11.9.2022)