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Menschen vor dem Zorn der himmlischen Heerschaaren beschützt. Eben so ein sehr altes Votivbild in der Johanneskirche zu Hamburg, auf dem Maria ihre Brust entblösst und den Heiland bei den Brüsten, die ihn gesäugt, um Gnade für die Hamburger anfleht, die er um ihrer Sünden willen strafen will. Dasselbe Motiv wiederholt sich auf einem spätern Bilde von Rubens. Uebrigens ist nicht zu läugnen, dass jenes Vertrauen auf die Fürsprache in einigen, namentlich spätern Legenden missbräuchlich zu Gunsten einer laxen Observanz geltend gemacht worden ist. – Sehr eigenthümlich ist eine Vorstellung, die uns in den sibyllinischen Büchern aufbewahrt ist. In den letzten Zeiten soll nämlich auf der alsdann schon ganz verödeten Erde Maria noch die zur siebenfachen Busse verurtheilten Menschen hüten, der letzten Sünder letzte Trösterin. Friedlieb, sibyll. Weissagungen S. 157.

Als der allgemeinen Fürbitterin ist es Maria’s Amt auch beim Weltgericht, zur Rechten ihres göttlichen Sohnes stehend, ihm die Schaaren der Seligen zuzuführen und ihm in ihrem Namen für das Heil zu danken, welches ihnen geworden ist, damit eine milde Bitte verbindend für die auf der andern Seite stehenden Verdammten. Zugleich steht sie in der himmlischen Hierarchie zur Rechten ihres Sohnes den Engeln vor, während ihm zur Linken Johannes der Täufer den Seligen, Heiligen, Patriarchen und Propheten vorsteht. Ihr ordnen sich die überirdischen, von jeher Unsterblichen unter, dem Täufer Alle, die als Menschen geboren und gestorben waren. Didron, manuel p. 264. 268. Und zwar kommt ihr dieser Vorzug wegen ihrer Reinheit und Jungfräulichkeit zu, als worin die Wesenheit der Engelsnatur besteht. Man hat ein berühmtes Bild von Murillo, worin Engel und Menschen gemeinschaftlich die Jungfräulichkeit Maria’s anbeten. Waagen, Paris S. 635.

Als regina angelorum ist Maria in vielen Kirchenbildern ausschliesslich mit Engeln verbunden und im Kreise derselben verehrt, umsungen, von ihnen getragen etc. Rubens malte sie gross und königlich unter einem unendlichen Gewimmel

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_090.jpg&oldid=- (Version vom 19.11.2022)