Seite:Christliche Symbolik (Menzel) II 096.jpg

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heilige Jungfrau als Königin der Armen nur deshalb, weil sie Königin des Himmels und Blau die Farbe des Himmels ist. Zuweilen ist das blaue Gewand mit Sternen besät, namentlich wenn die heilige Jungfrau zugleich auf dem Halbmond steht. Zuweilen, jedoch selten, trägt sie ein hellblaues Unter- und dunkelblaues Obergewand, z. B. auf dem Schloss Karlstein in Böhmen. Wiener Jahrb. 27, 45. Waagen, Deutschland I. 310. Insgemein ist ihr Obergewand rosenfarbig (als Morgenröthe am Himmel, aus welcher die Sonne kommen soll) oder purpurfarben (als Königsmantel), zuweilen auch golden (die Sonne am Himmel bezeichnend). Auch ihr Untergewand ist zuweilen roth, gemäss der nämlichen Symbolik. Insbesondere liebte ihr Raphael diese Farbe zu geben, wobei der zufällige Umstand einwirkte, dass die schönen Albaneserinnen, unter denen er seine Modelle wählte, rothe Kleider trugen, wie noch heute. Auch grüne Unterkleider und grüne Mäntel kommen auf Marienbildern in Italien zuweilen vor, bald mit blau, bald mit roth verbunden, vorzugsweise auf Bildern der Heimsuchung, sofern grün Farbe der Hoffnung ist. Ausschliesslich weiss gekleidet erscheint Maria immer nur in specifisch jungfräulicher Bedeutung, auch wenn sie das göttliche Kind trägt. Auf einem Bilde des Prok. Abel in Stuttgart ist sie jung, fast noch kindlich wie ein Mädchen von kaum vierzehn Jahren gemalt, während sie das Kind auf den Armen hat, und ihre holde Gestalt wird erhöht durch einen prachtvollen Nimbus mit langen goldenen Ausstrahlungen. Auch als Königin der Jungfrauen ist sie weiss. Oft hat sie bei der Himmelfahrt ein weisses Unterkleid mit dem blauen Sternenmantel mit Bezug auf ihre ewige Jungfräulichkeit, was zugleich einen schönen Sinn erhält in Hinsicht auf den weissen Schleier, den sie als Wittwe trug. Die kaum noch im dunkelblauen Kleide mit weissem Schleier als ältliche Matrone starb, wird bei der Himmelfahrt wieder jung und freudig, und ihr Schleier wird zum weissen Jungfrauenkleide.

In den kindlichen und mädchenhaften Bildern Maria’s

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_096.jpg&oldid=- (Version vom 19.11.2022)