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vereinigt gewesen, um sich erst nach und nach, wenn das Wasser weiter abfloss, zu verbreiten. Sofern der Gipfel mit Schnee bedeckt, das Ufer aber sehr heiss gewesen, hätten sich hier auch alle Climate und Wärmegrade beisammen gefunden, so dass alle Arten von Thieren daselbst hätten existiren können. De telluris habitabilis incremento, 1743.

Begreiflicherweise hielt man sich an das nächste Land, das Palästina im Osten liegt, und versetzte das Paradies nach Mesopotamien zwischen Euphrat und Tigris (Nieremberg, hist. nat. 498.). Bald aber glaubte man, tiefer in die indischen Gebirge zurückgehen zu müssen, und als Bernier zum erstenmal das schöne Thal Kaschmir entdeckte, glaubte man dort auch das alte Paradies gefunden zu haben, welcher Meinung noch Herder und Eichhorn huldigten. Buttmann glaubte, es noch weiter östlich in den Himalaja versetzen zu müssen.

Andere schoben es nach dem Westen und Norden vor, was durchaus der Richtung widerspricht, welche die Bibel selbst angibt, und der Natur der Sache, da nur das asiatische Hochland den Vorzug ansprechen darf, zuerst aus der Fluth hervorgetreten zu seyn und die ersten Bevölkerungen ausgesendet zu haben. De Lisle (lettre, London 1777) sucht das Paradies im Kaukasus, Schulthess in Syrien, Reland in Armenien. Noch abentheuerlicher waren die Vermuthungen Rudbecks, das Paradies sey in Schweden, und Hasse's, es sey an der Ostsee in Preussen zu suchen. Sie gingen von übertriebener Vorliebe für ihre Heimath aus und liessen sich durch einige Nachrichten der Alten von den glückseligen Hyperboreern im Norden verleiten. Noch unlängst hat Henne in Bern behauptet, das Paradies sey in der Schweiz gewesen und von da aus sey das Urvolk mit der Urcultur ausgegangen. Link in Berlin verlegte das Paradies nach Afrika, und glaubte, die ersten Menschen seyen Neger gewesen und hätten sich erst in den andern Welttheilen gebleicht und veredelt, wie auch die Urschweine, Urpferde, Urrinder schwarz oder grau seyen und erst durch die Cultur weiss oder farbig würden. Autenrieth suchte das Paradies auf den Inseln der Südsee, eben

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_189.jpg&oldid=- (Version vom 3.2.2023)