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Seufzer sich in süsse Töne wandeln.« – Das Traumgesicht verschwand; gestärkt stand Eva vom blassen Leichnam ihres Sohnes auf. Und da sie Morgens ihn mit ihren Thränen bethaut und mit den Rosen seines Altars bekränzt hatte, begruben Vater und Mutter ihn an Gottes Altar, vorm Angesicht einer schönern Morgenröthe. Oft aber sassen sie an seinem Grabe zu Mitternacht, und sahen gen Himmel hinauf zum hohen Sternen-Wagen, und suchten ihren Schäfer dort.“

Eva wird auch noch in andrer Weise mit der ersten Rose in Verbindung gebracht. So lange sie in Unschuld lebte, war die Rose weiss. Erst als sie in die Sünde fiel und zum erstenmal darüber erröthete, färbte sich auch die Rose roth. Blumenwelt, Halberst. S. 124. Der heilige Basilius brauchte das Gleichniss, die Rose sey anfangs dornenlos gewesen, je mehr und länger aber die Menschen gesündigt hätten, um so mehr Dornen seyen an ihr gewachsen.

Die Rose ist vorzugsweise der heiligen Jungfrau geweiht. Auf sie wird die Stelle des Hohenliedes 2, 2. bezogen: „Wie die Rose unter den Dornen, so ist meine Freundin unter den Töchtern.“ Maria heisst die Rose oder der Rosenzweig von der Wurzel Jesse oder Isai (Davids Vater, von dem sie stammte). Jesaias 11,1. Daher das schöne alte Kirchenlied:

Ein Rose ist entsprungen,
Von Jesse war die Art.

Wackernagel, Kirchenlied Nr. 160. Maria heisst die Rose ohne Dornen. Das. Nr. 148. Conrad von Würzburgs goldne Schmiede, von W. Grimm XXXVII. Maria heisst die Rose aus Anna’s Schooss. Paderborner Liederbuch Nr. 92. Einmal aber wird Maria nur als der Rosenstrauch und Christus als die Rose selbst bezeichnet. Grimm, altd. Wälder II. 199. – Besonders beliebt war im Mittelalter die Vorstellung, Maria sitze im Rosenhag oder Rosenthal. So in Gottfried von Strasburgs Marienliede. Haupts Zeitschr. IV. 520. Wackernagel, Kirchenlied Nr. 130. So ist sie gemalt auf einem alten Bild in Strassburg in einer Rosenhecke voll singender Vögel. Waagen, Deutschland II. 318. So auch auf dem berühmten

Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 281. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_281.jpg&oldid=- (Version vom 7.1.2023)