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der die Unverschämtheit hatte, die schöne Abisag zum Weibe zu verlangen; ferner durch Tödtung des gefährlichen Joab und des Simei, der als ein Nachkomme Sauls auf den Thron hätte Anspruch machen können. — Gegen diese Grausamkeiten, die ihm die Politik geboten, und die auch bei ihm, wie das Tadelnswerthe bei David, grosse Tugenden und die Gnade Gottes nicht ausschliessen, sticht dann im 3ten Capitel des ersten Buchs der Könige die fromme Gottesfurcht Salomo’s und sein wunderbar schönes Königsgebet merkwürdig ab. 1. Buch d. Kön. 3, 9. „So wollest du deinem Knecht geben ein gelehrsam Herz, dass er dein Volk richten möge und verstehen, was gut und böse.“ Und Gott sprach: „Weil du nicht um langes Leben, Reichthum und Sieg über die Feinde bittest, sondern um Verstand, so will ich dir Weisheit geben.“

Als Probe dieser Weisheit gibt das 3te Capitel des ersten Buchs der Könige das berühmte Urtheil, durch welches Salomo erkannte, welches von zwei um ein Kind streitenden Weibern die wahre Mutter desselben sey. Aber das Buch der Könige sagt weiter, die Weisheit Salomo’s sey grösser gewesen, als die aller übrigen Menschen in der weiten Welt, dazu habe er auch alle Dichter übertroffen, und sey berühmt gewesen unter allen Heiden umher, und seiner Lieder waren 1005. Und in der ganzen Natur war ihm nichts verborgen, er verstand Alles von Kräutern und Bäumen, von allen Thieren in der Luft, im Wasser und auf Erden. Und es kamen aus allen Völkern, zu hören die Weisheit Salomo’s, und von allen Königen auf Erden.

Die jüdische und muhamedanische Legende hat noch viel mehr von der Weisheit Salomo’s gefabelt. Schon Josephus (antiq. VIII. 2.) erwähnt, Gott habe ihm Macht über die Dämonen gegeben. Nach v. Hammers Rosenöl I. 147. und Weils bibl. Legenden S. 225 dienten ihm alle guten und bösen Engel, und alle Vorsteher der Geschöpfe. Als Könige der Thiere erschienen vor ihm ein Wallfisch, Adler, Löwe und eine Schlange. Auch verstand Salomo die Sprache aller

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_299.jpg&oldid=- (Version vom 26.3.2023)