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seiner so lange friedfertigen Regierung einen ruhestörenden Feind in Hadad, dem Edomiter, erweckt.

Von Salomo’s Tode, der in der heiligen Schrift nur ganz einfach berichtet wird, hat das Suleimaname wieder eine sehr schöne Sage. Salomon ging wie gewöhnlich in den Garten, die Blumen zu betrachten, da sah er aus der Wand des Tempels ein Kraut hervorwachsen. Unwillig frug er es, was es sey? „Ich bin das Steinbrech,“ antwortete das Kraut, „geschaffen, um die festesten Tempel und Burgen mit der Zeit zu zerstören.“ Da schnitt es der König ab und machte sich einen Stock daraus, indem er sprach: „Statt zu schaden, sollst du nützen.“ Rosenöl I. 251. Bald aber begegnete ihm der Todesengel selbst (mit sechs Gesichtern, um nach allen Weltgegenden hin die zu sehen, die er holen wollte), und nachdem er den Salomo belehrt über die Auferstehung und das ewige Leben, nahm er seine Seele mit sich, Salomon aber blieb noch ein ganzes Jahr lang unverwest aufrecht stehen, so dass man ihn noch für lebend hielt, und binnen dieser Zeit bauten, wie er gewünscht hatte, die Dschinnen den Tempel vollends aus. Erst als der Stock Salomons zusammenbrach, fiel auch er selbst, und Alles sah nun, dass er todt sey. Weil, 275 f.

Man hat dem Salomo auch viele apokryphische Bücher zugeschrieben, so einen Psalter, einen Schlüssel Salomonis, eine Geisterbeschwörung. Vgl. Fabricii codex pseudepigr. 914. 1052. 1032. Der Schlüssel besonders wurde im 17ten und zu Anfang des 18ten Jahrhunderts bei den Alchymisten sehr populär, indem darin die ganze verborgene Naturweisheit der Vorwelt enthalten seyn sollte. Nach Herbelot haben die Teufel selbst viele Zauberbücher unter dem Namen Salomons edirt. Herbelot s. v. Soliman.

Nachdem wir im Ueberblick erkannt, welchen hohen Rang Salomon in der fabelhaften Vorstellungsweise des Orients einnimmt, hebt sich die allegorische Bedeutung, die er für die abendländische Welt hat, schärfer und deutlicher hervor.

Salomo, der junge weise König, hat hier alle menschliche

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 303. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_303.jpg&oldid=- (Version vom 26.3.2023)