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Stücken. Ein venetianischer Dichter, Carrer, hat 1819 ein Trauerspiel daraus gemacht und darin im kirchenfeindlichsten Sinne den Samuel als ein priesterliches Scheusal, den Agag aber als einen edeln Martyrer aufgefasst.

Als Samuel einst im tiefen Leide dasass, darum, dass er den Saul zum König gemacht hatte, sprach der Herr zu ihm und befahl ihm, einen Würdigeren zum König zu salben, und zwar den jungen Sohn des Isai von Bethlehem. Samuel begab sich nach Bethlehem und besah des Isai’s Söhne, der Herr aber bezeichnet ihm den jüngsten, David, als den verheissenen. Man musste ihn von der Heerde hereinholen, die er im Felde hütete. Samuel salbte ihn, wie er den Saul gesalbt hatte. Eine grosse Vorbedeutung liegt darin, dass der bessere König in Bethlehem geboren ist. Dort soll dereinst der höchste König selbst geboren werden. Wie fromm nämlich auch David ist, so bleibt er als irdischer König doch immer nur ein Surrogat für den himmlischen König. Gott lässt dem Volk einen irdischen König, um seiner Schwäche willen, ohne doch je die Idee der Theokratie aufzugeben. So wie er bald darauf auch den Tempelbau zulässt, ohne die Idee der unsichtbaren und allgegenwärtigen, darum keines Hauses bedürftigen Göttlichkeit aufzugeben. Beides, der König David wie der Tempel Salomo’s, sind nur provisorische Vorbilder des himmlischen Königs, der einst aus Davids Stamm entsprossen soll, und des himmlischen Zions oder neuen Jerusalems, des allgemeinen Gottesreichs auf Erden, das durchaus nur noch Tempel und in dem Jeder Priester seyn soll. Diese Hinweisung ist in den Büchern Samuelis deutlich ausgesprochen.

Aber Samuel starb, David war auf der Flucht und Saul herrschte noch. Die Philister bekriegten ihn auf’s Neue und machten ihm grosse Sorge. Saul glaubte sich von Gott verlassen und bewog die Hexe von Endor, ihm den Geist Samuels aus dem Grabe zu beschwören, um sich Raths bei ihm zu erholen, bei dem, den er bis in den Tod gehasst und verfolgt hatte. Aber der Geist Samuels verkündete ihm nur

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 312. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_312.jpg&oldid=- (Version vom 27.3.2023)