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Schiff am Grabe des heiligen Dagobert zu St. Denis; das ist noch ganz der Nachen des Charon. Die Teufel wollen den armen König in die Hölle fahren, aber Engel kommen, ihn zu retten. Vgl. Piper I. 229.

Wieder ganz eigenthümlich ist das Schiffsymbol der Manichäer. Diese nämlich hielten den Mond für das Schiff, welches sich periodisch mit den gereinigten Seelen der Frommen anfülle, um sie von der Erde in den Himmel zu befördern. Baur, manichäische Systeme S. 231.

Das Schiff der Kirche kommt auch als Luftschiff vor. Nach einem schönen alten Weihnachtsliede fuhr es vom Himmel herab und ankerte auf der Erde, indem es uns den Heiland brachte. Wackernagel, Kirchenlied Nr. 119. Ein merkwürdiges Bild zu Weilheim stellt das Schiff der Kirche gleichfalls in der Luft schwebend dar, wie es ein auf der Erde stehender Mann zu entern versucht. Fiorillo I. 311.

Auch Maria kommt auf dem Schiff der Kirche fahrend vor, theils als Retterin aus Stürmen, theils als Fischerin der Seelen. Wackernagel, Kirchenlied Nr. 177.

Ein sehr gutes Gleichniss vom Schiffe ist folgendes. Eine alte, sehr reiche Dame fuhr aus Holland ab. Als nun auf dem Meer ein gewaltiger Sturm tobte und man das Schiff erleichtern musste, warf sie willig alle ihre Kisten, Güter und Schätze in’s Meer, um nur noch die wenigen ihr übrigen Lebensjahre zu fristen. Aber nicht einen Heller hatte sie je zum Opfer bringen wollen, um sich das ewige Leben im Himmel zu erkaufen. P. Abraham, Judas II. 40.

Das Schiff als Attribut von Heiligen. Die heilige Magdalena fuhr mit den Ihrigen nach Marseille und ging, nachdem das Schiff versunken war, zu Fuss mit ihnen weiter. Die heilige Ursula fuhr mit ihren vielen Jungfrauen zu Schiffe auf dem Rhein, als sie vom Ufer her durch die Hunnen mit Pfeilen getödtet wurden. St. Restituta wurde in einem Schiffe verbrannt. Gegen den Strom schifften ohne Ruder eine Menge heiliger Leichname, z. B. der des h. Emmeranus zu Regensburg, des h. Melanius, Werenfridus etc. Vgl. Fluvius in

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 322. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_322.jpg&oldid=- (Version vom 11.1.2023)