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Unschuldige im Schlafe gesegnet oder durch einen wunderbaren Traum erfreut wird, den Schuldigen aber im Schlafe Unheil überfällt oder wenigstens böse Träume ängstigen. Selig ist der erste Schlummer Adams, denn er erwacht im Anblick der neugeschaffenen Eva im Paradiese. Selig ist der Schlaf des Jakob, denn die Engel steigen auf der Himmelsleiter zu ihm nieder. Selig schläft das Jesuskind, der tiefste Frieden Gottes bezeichnet den Schlaf des Heilands auf dem Schiffe während des Meersturmes. Unheilvoll aber ist der Schlaf Noah’s, weil er vorher im Weingenuss gesündigt; der Schlaf des Simson, weil er sich von der Delila bethören liess; der Schlaf des Pharao und des Holofernes, weil sie das Volk Gottes bedrohten.

Unter den Heiligen kommt das Attribut des Schlafes vorzugsweise den sogenannten Siebenschläfern zu. Sieben Jünglinge von Ephesus (Maximian, Malchus, Martinian, Dionysius, Johannes, Serapion und Constantin) versteckten sich als verfolgte Christen in einer Höhle, wurden darin entdeckt und auf Befehl des Kaisers Decius zugemauert, 27. Juli. Nach 180 oder 196 Jahren im 5ten Jahrhundert wurden Steine daselbst gebrochen, wodurch ein Loch in die Höhle geöffnet wurde und die Sonne hinein schien. Da erwachten die Schläfer, glaubten, sie hätten nur eine Nacht geschlafen, und schickten einen von ihnen aus, um ihnen vorsichtig Brodt zu holen. Wie erstaunte nun dieser, als er ringsum das Land voll Kirchen und Kreuze fand! Ihn selbst aber staunte wegen seiner fremden und alterthümlichen Tracht an. Nachdem sie Alles erfahren hatten, schliefen sie wieder ein. Die Legende wurde syrisch verfasst und von Gregor von Tours (de gloria martyrum I. 95.) in’s Lateinische übersetzt. Vgl. Photius S. 1400. Eutychius. Alsemanni, bibl. orient. I. 336. Acta SS. Jul. VI. 375. 700 Jahre später erwachten sie noch einmal. Eduard der Heilige, König von England, sass 1065 bei Tisch und lachte. Als man ihn frug, warum er lache, erwiederte er, er habe gesehen, wie die sieben Schläfer sich im Schlafe umgewandt hätten. Man liess

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 324. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_324.jpg&oldid=- (Version vom 11.1.2023)