Seite:Christliche Symbolik (Menzel) II 345.jpg

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Gegensatz von sich das Element der Luft um sich aus; dann bildete sich das Wasser zwischen beiden. Das Wasser aber warf sich auf die von der Sonne abgekehrte Seite und das Land trat hervor auf der andern, der Sonne zugekehrten Seite, weshalb wir noch jetzt die Südhälfte der Erde voll Wasser, die Nordhälfte voll Land sehen. Nun ging aber am dritten Schöpfungstage die Erde in die Cometenperiode über. Der unbändige Trieb der Vegetation strebte hinauf zur Sonne, riss gegen das Gesetz der Schwere die irdischen Stoffe an sich und breitete sie als Zweige der Sonne entgegen; ja riss die Erde selbst aus ihren Angeln, brach das Gesetz, durch welches sie bisher als Mond gezwungen war, der Sonne nur eine Seite zuzukehren, begann sich zu drehen und stürzte auch zugleich in einer Cometenbahn der Sonne selber zu. Die Sonne aber, die vorher nur eine dunkle Erde, ein Planet war, wurde jetzt erst Sonne. Unsere Vegetation und die Lichtkraft der Sonne riefen sich wechselseitig hervor. Deshalb konnte die Bibel sagen, die Sonne sey später entstanden, als die Pflanzenwelt, und was vorher unsinnig schien, erhält nun einen schönen Sinn. In der Sonnennähe erreichte die Vegetation ihre höchste Ueppigkeit; in der Sonnenferne versank sie wieder in Nacht und Eis. (I. 233.) Um aber zu erklären, wie auch der Mond erst so spät entstand, sagt Steffens I. 259, der Mond sey aus der Erde geboren worden, und zwar durch einen Act der Zeugung zwischen dem männlichen und weiblichen Erdprincip, die sich in den ersten Regungen der Thier- und Pflanzenwelt bethätigt hätten. Die Meteorsteine seyen fortwährend solche Erdkinder in kleinerem Maasstabe. Allein die Erdrevolutionen, die Wehen der Schöpfung waren damit noch nicht beendigt. Erst als im Menschen ein Wesen geschaffen wurde, in dem alle Elemente und Naturkräfte in vollkommenster Harmonie erschienen und dessen Schönheit Gott selbst zu seinem Ebenbilde machte, war das Ziel erreicht, jeder Streit ruhte, die Erde war Paradies. Und nur weil die ersten Menschen sündigten, konnten die durch Harmonie gefesselten Naturkräfte wieder ausbrechen und wurde

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 345. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_345.jpg&oldid=- (Version vom 9.12.2022)