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Morgenliedern. Vgl. auch Conrad von Würzburg, goldne Schmiede, von W. Grimm XLVIII. Pfeiffer, deutsche Mystiker I. 375. Paderborner Liederbuch Nr. 84. – Als Symbol des Heilands umgibt die Sonne seinen Namen (Zeichen der Jesuiten und ihrer Missionen), desgleichen die Hostie, daher man vielen Monstranzen die Form von strahlenden Sonnen gegeben hat. Hieher gehört auch das schöne Sinnbild der Sonne, die in unzähligen Scherben eines zerbrochenen Spiegels, in jeder sich ganz abspiegelt, integer in fragmentis.[1] Auf constantinischen Münzen kommt noch der antike Sonnengott in Verbindung mit dem Kreuze vor, was als ein Sieg des Christenthums über den heidnischen Sonnencultus gedeutet werden kann, wohl einfacher aber als eine Naivetät und unschuldige Beibehaltung eines alten Herkommens erklärt wird, ganz so wie etwa der Flussgott Jordan auf alten Bildern von der Taufe Christi. Vgl. Piper, christl. Mythol. I 96f.

Der Manichäismus identificirte förmlich die Sonne mit Christo, als die reinste Concentration des Lichts in der ganzen Welt, und damit des guten Princips und des Göttlichen überhaupt, und gründete darauf eine wunderliche Moral, die den Menschen Pflanzenkost gebot und sie gleichsam selber zu Pflanzen machen wollte, weil in den Pflanzen allein das von den Dämonen gebundene Licht aus der Finsterniss der Erde wieder frei und erlöst werden könne. Vgl. Baur, manichäische Relig. S. 195. 236.

Conrad von Megenberg im Buch der Natur 1482, Fol. 23, vergleicht die Mutter Gottes mit der Sonne, weil sie der ganzen Welt Gnade und Segen spende, Alles erleuchte, Alles durchwärme, die Wolken an sich ziehe und fruchtbaren Regen daraus giesse (gute Werke der Frommen), die Saaten in der Erde wecke (die Tugenden der Menschen) etc. So wird die Gnadenmutter auch in alten Kirchenliedern mit der gnadenreichen Sonne verglichen. Wackernagel, Kirchenlied Nr. 123. Ein schwarzes Madonnenbild in Madrid ist merkwürdig durch den Glanz der Sonne, die es als Nimbus um’s Haupt trägt. Gräfin d’Aunoi, Reise II. 115.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. lat.: unverseht in/als Bruchstücke(n)
Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 390. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_390.jpg&oldid=- (Version vom 23.2.2020)