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tritt das Wunder so energisch dem Gewohnheitsdünkel der Menschen entgegen und schneidet so scharf in ihre Vorurtheile und in ihre Selbsttäuschung, in ihr falsches Sicherheitsgefühl ein. Das Wunder aber ist zugleich dasjenige, was sich am häufigsten wiederholt hat und in den Ekstasen frommer Seherinnen noch heute wiederholt. Dass die Gabe der Sprache eine andere Quelle hat, als die conventionelle Sprachübung in den Schulen, erhellt schon aus den gewöhnlichsten Wahrnehmungen bei Somnambulen.

Auch die babylonische Sprachverwirrung dauert gewissermassen noch fort im bellum omnium contra omnes in den gottvergessenen und gottverlassenen Wissenschaften.

An die Stelle der durch Gottes Zulassung redenden Thiere sind aber in unsern Tagen die redenden Tische getreten, die nichts von Gott wissen, eine Uebertragung der Besessenheit vom Menschenfleisch auf das Holz, ganz im Charakter einer Zeit, die statt der Thierkräfte nur noch Eisen, Holz und Wasserdampf braucht und überall den lebendigen Organismus durch todten Mechanismus ersetzt. Die anorganische Natur wird auf diese Weise zum riesenhaft vergrössernden Hohlspiegel der organischen und der Dämonismus, der ursprünglich concentrirt war im ersten gefallenen Engel Lucifer, nachher sich an die Menschheit machte und in den Thieren sich ausbreitete, nimmt jetzt seine ungeheuerlichste Ausdehnung auch auf die nicht athmenden Kreaturen. Das ist die Ausgiessung des unheiligen Geistes.


Staar.

Der sogenannte Rosenstaar (sturnus rosus) ist in Armenien als Heuschreckentödter sehr beliebt und geehrt. Von ihm geht die Sage, er erscheine sogleich, wo eine Flasche mit Wasser aus der St. Jacobsquelle am Ararat aufgestellt werde. Die Pilger holen sich daher solches Wasser und stellen es aus, sobald sie verheerende Heuschreckenzüge merken. Moriz Wagner, Reise zum Ararat S. 183.

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 404. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_404.jpg&oldid=- (Version vom 28.3.2023)