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Stieglitz oder Distelfink.

Conrad von Megenberg im Buch der Natur 1482, Fol. 83. vergleicht diesen Vogel, weil er von Disteln lebt und doch so schön singt, mit Christo selbst. Das ist vielleicht mit ein Grund, warum der Vogel so oft auf der Hand des Christkinds gemalt worden ist. Von Correggio in Petersburg. Hand I. 136. Von Raphael in mehreren, jedoch zweifelhaften Bildern. Nagler, Künstlerlex. XIV. 495 f. Von Fr. Francia in der Gall. Giustiniani in Rom. Von Andrea del Sarto im Pallast Sciarra. Von Conegliano, Morone, Muzuola, Lippi, Mazzolino, Doni, Nelli, vgl. Waagen, Berliner Museum 1830, S. 22, 29, 44, 53, 65, 77, 80, 276. — Nach einer Dichtung von Fr. Kind bemalte Gott alle Vögel, die er aus Thon gemacht hatte. Zuletzt blieb der Stieglitz übrig und es war keine Farbe mehr da; Gott aber nahm die Reste von allen Farben und betüpfelte ihn damit, deswegen ist er so bunt. Die bunten Farben des Stieglitz sind mit Blutroth gemischt, ähnlich dem Kleide Josephs. Ein Sinnbild der guten Werke und Tugenden wie des Martyrerthums, daher auch aus diesem Grunde zum Attribut des Christkindes geeignet.


Stier.

Der Stier hat wegen seiner nützlichen Dienste beim Ackerbau und als Sinnbild der Fruchtbarkeit bei allen Völkern und von jeher eine gute und segensreiche Bedeutung gehabt. So auch im alten Testament. Vgl. 1. B. Mos. 33, 14; 49, 6. Psalm 22, 13. Jesaias 34, 7. Daher konnte aus Babylon die Stierform der Cherubim in den alttestamentalischen Cultus übergehen. Ja aus den Mysterien des griechischen Dionysos und persischen Mithras, in denen der Stier als Sinnbild der Jahresfruchtbarkeit jährlich geopfert wurde (entsprechend dem Tode des Sommers im Herbst), ging auch die sinnbildliche Vergleichung des Heilands mit einem segenbringenden Stier

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 417. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_417.jpg&oldid=- (Version vom 28.3.2023)