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habe. Eben so wenig Werth ist darauf zu legen, dass der Name Sündfluth eigentlich Sintvluot (grosse Fluth) heisse. Die Sünde wird damit nicht hinweginterpretirt.

Die Genesis legt alles Gewicht auf diese Sünde. Nur um ihretwillen erfolgt die Fluth. Gott will das verderbte Geschlecht austilgen und nur den frommen Noah mit seiner Familie erhalten, dem er daher befiehlt, die Arche zu bauen und mit den Seinen, sowie mit je einem Paar aller Thierarten hineinzugehen. Dann lässt er vierzig Tage lang regnen und alles Lebendige vergeht in der ungeheuern Fluth, welche 15 Ellen über den höchsten Bergen steht. Erst nach 150 Tagen nimmt das Gewässer wieder ab, und die Arche strandet auf dem Gipfel des Berges Ararat. Da sendet Noah einen Raben aus, zu prüfen, ob es Zeit sey, auszusteigen. Der Rabe kommt nicht wieder (weil er auf Aas sitzt). Noah schickt eine Taube aus, die nicht Fuss fassen kann und wiederkommt. Dann eine zweite Taube, die mit einem Oelblatt zurückkehrt, zum Zeichen, dass die Erde wieder grüne. Nach sieben Tagen schickt er die dritte Taube aus, die nicht wiederkommt. Nun erst befiehlt ihm der Herr selbst, auszusteigen. Noah gehorcht, die Arche entleert sich, um die Welt neu zu bevölkern. Ein Dankopfer raucht zum Himmel, Gott segnet den Noah und lässt den Regenbogen erscheinen, zum Zeichen, dass fortan Friede sey zwischen Himmel und Erde, zwischen dem versöhnten Gott und der bestraften Menschheit: „Und wenn es kommt, dass ich Wolken über die Erde führe, so soll man meinen Bogen sehen in den Wolken. Alsdann will ich gedenken an meinen Bund zwischen mir und euch, dass nicht mehr hinfort eine Sündfluth komme.“

Die Sündfluth ist das alttestamentalische Vorbild des Weltendes, denn auch dieses soll durch colossale Entartung der Menschen herbeigeführt werden.

Die Sündfluth und Geschichte Noahs hat verhältnissmässig nicht viele poetische Bearbeiter gefunden. Ein lateinisches Gedicht von Alcinus Avitus s. in Fabricii thes. 392.

Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 426. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_426.jpg&oldid=- (Version vom 30.3.2023)