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Könige von Frankreich gesalbt wurden. Eine Taube setzte sich dem h. Cunibert unter der Messe auf den Kopf. Surius zum 12. November. Eben so der h. Katharina, während sie mit den Philosophen stritt. Didron, icon. 440. Eine Taube zeigte den Ort an, wo die h. Ursula begraben lag, daher man ihr auf Kirchenbildern eine Taube zu Füssen malt. St. Romana, eine römische Jungfrau im 4ten Jahrhundert, verliess ihre Eltern, liess sich auf dem Berge Soracte vom Einsiedler St. Sylvester taufen und wurde selbst eine Einsiedlerin in einer Höhle bei Todi; als sie starb, rief eine Taube, vom Himmel kommend, ihre Seele zum Himmel. Acta SS. 23. Februar. Besungen von Bönecke, Legenden 1846. II. 445. Der h. Einsiedlerin Georgia bei Clermont in Frankreich folgten, als sie zu Grabe getragen wurde, unzählige Engel in Taubengestalt. Acta SS. 15. Februar.

Um das Herz des Michael Scotus stritten eine Taube und ein Rabe. Grimm, irische Elfenm. XXXVI. Auf Bildern von Sterbenden vertritt überhaupt die Taube sehr oft des Engels, der Rabe des Teufels Stelle. — Als Engel muss man auch die Tauben denken, die sich nach vielen örtlichen Legenden bei Kirchenbauten betheiligen. Der heilige Pirminius liess durch einen gewissen Adalbert ein Kloster bauen. Adalbert hieb sich mit der Axt in’s Bein, eine Taube trug einen blutigen Span davon und liess ihn in eine tiefe Felsenschlucht fallen. Da erkannte der Heilige, man müsse die Klöster nicht in schöne und freie Gegenden, sondern in tiefe Schluchten bauen und baute das Klösterlein Pfäffers tief in jener Schlucht, wo eine Heilquelle entspringt. Die Taube mit dem blutigen Span im Munde ist noch das Wappen von Pfäffers. Wyss, Sagen I. 217. Pirminius’ Hauptstiftung war Reichenau, vgl. Rettberg II. 51. Aehnliche Legenden bei Panzer, Beitrag zur deutschen Mythol. I. 223 f.

Den Uebergang vom Symbol der Engel zu dem des heiligen Geistes bilden die Tauben, die bei Bischofswahlen und grossen kirchlichen Ereignissen entscheidend auftreten

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 438. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_438.jpg&oldid=- (Version vom 1.4.2023)