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von Foligno erschreckte schon in ihrer Jugend ihre Gespielinnen durch die Flammen ihres Auges. Der heilige Ludovicus schlug noch hundert Jahre nach seinem Tode die Augen auf, die nicht verwesen konnten, weil er nie damit gesündigt hatte.

Ausgestochene Augen bezeichnen den zugleich gekreuzigten St. Capitoleon in der griechischen Kirche. Didron, man p. 387. Seine zwei ausgestochenen Augen trägt der heilige Trophymus vor sich. Seine zwei durch Gebet geheilten gleichfalls der heilige Goericus.

Zwei Augen auf einem Buch sind das Attribut der heiligen Ottilie, die, blind geboren, durch die Taufe sehend wurde; zwei Augen auf einer Schüssel das Attribut der heiligen Lucia, die sich ihre schönen Augen ausriss und sie ihrem Liebhaber zuschickte, damit er habe, was ihn so sehr reize. – Die heilige Brigida bot Gott eines ihrer Glieder dar und er nahm ihr ein Auge. Einer wollte den heiligen Medardus verspotten und stellte sich einäugig, aber das zugedrückte Auge erblindete wirklich. – Der heilige Hyacinthus verschaffte einmal durch sein Gebet zwei blindgebornen Zwillingsbrüdern in Polen Augen von Engeln, und seitdem sollen alle ihre Nachkommen des Geschlechts Vitoslawski wunderschöne Augen haben. Steill, Ephemeriden des Dominicanerordens, zum 16. August. St. Epiphanius lebte als Einsiedler; da überfielen ihn die Heiden und ein Einäugiger unter ihnen wollte ihn eben umbringen, als er plötzlich auf beiden Augen sehen konnte und erschrocken das Schwert fallen liess. 12. Mai.

Der Sonntag Oculi führt diesen Namen wegen Psalm 25, 15: „Meine Augen sehen stets zu dem Herrn“. Oculus canonicus heisst das linke Auge, weil während des Canons der Messe das Messbuch zur Linken des Priesters ist und er also vorzugsweise das linke Auge braucht.

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_094.jpg&oldid=- (Version vom 20.8.2021)