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B


Babylon

bildet als Sitz der Weltlichkeit, der weltlichen Macht, der zahlreichsten Bevölkerung, des Reichthums, der Ueppigkeit und Sünde in der heiligen Schrift den Gegensatz zu Jerusalem, als dem Sitz des kleinen, aber auserwählten Volkes und der wahren Gottesverehrung.

Der babylonische Thurmbau wurde von der ersten grossen Menschenvereinigung zu einem Volke unternommen, um „sich einen Namen zu machen“, d. h. wohl zugleich aus eigner Kraft und Gott zum Trotz sich eine feste und hohe Schutzwehr gegen jede etwa wiederkehrende Sündfluth zu errichten, also in weltlicher und gottloser Gesinnung. Sind aber der Menschen noch so viele und sie sind weltlich, gottlos, mithin egoistisch, so vermögen sie nichts Festes und Dauerndes zu bauen, noch zur Einheit zu gelangen, sondern schliessen sich wechselseitig aus, verwirren einander, unterliegen dem centrifugalen Principe. Daher die den babylonischen Thurm bauen wollten, einander nicht mehr verstanden, in verschiedenen Sprachen redeten und sich über die ganze Erde zerstreuten, um einander fremd und feind zu werden. Diesem


Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_098.jpg&oldid=- (Version vom 20.8.2021)