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ihm des ewigen Lebens theilhaftig. „Ich bin das Brodt des Lebens,“ sagt er Joh. 6, 35. Die ganze Christenheit wird 1. Kor. 10, 17. mit einem Brodte verglichen, weil die Eines Brodtes theilhaftig geworden, auch nur Ein Leib seyen. Das Brodt ist der verklärte ewige Leib, sofern das Mähen, Dreschen und Backen des Kornes die irdische Qual und den Tod bezeichnen, aus dem das selige Leben im neuen Leibe hervorgeht. Dem entspricht das Abschneiden und Keltern der Traube, bevor sie zum Weine des Abendmahls wird.

Die Schaubrodte der Juden waren zwölf ungesäuerte „Brodte des Angesichts“, d. h. aus dem reinsten Mehl bereitete und mit Weihrauch bestreute, auf einem heiligen Tisch zur Anschauung Gottes gebrachte Opfer, an denen er, als an dem reinsten irdischen Stoffe, Wohlgefallen haben sollte. Bähr, Symbolik des mosaischen Cultus I. 425 f. Menschen durften sie nicht essen, aber David ass sie (das christliche Abendmahl vorbildend) aus Hunger. 1. Sam. 21, 6. Auf sie wird das Brodt bezogen, womit nach dem 1. Buch Mos. 14, 18. der Priester Melchisedek den siegreichen Abraham bewirthete, als Vorbild des heiligen Abendmahls. Vorbilder desselben sind auch die zwanzig Brodte, womit der Prophet Elisa hundert Mann speiste, 2. Kön. 4, 43; die fünf Brodte und zwei Fische, womit Christus 5000 Mann speiste, Lucas 9, 14; die sieben Brodte, womit er 4000 speiste, Matth. 15, 36. Diese Speisung ist daher schon auf altchristlichen Gräbern in den römischen Katakomben abgebildet und gewöhnlich durch drei kleine Körbe bezeichnet, vor denen Christus steht. Daneben wird insgemein die Verwandlung des Wassers in Wein zu Kana ganz entsprechend durch drei Krüge ausgedrückt. Der altdeutsche Mystiker Bruder Albrecht verglich die fünf Brodte mit Gehorsam, Gebet, Concentrirung der Gedanken, Versenken in Gott und Seligkeit. Haupt, Zeitschr. VIII. 236.

Eine seltsame Symbolik hat sich (nach Berckenmeyers kuriosem Antiquarius I. 22.) in Coimbra in Portugal erhalten. Dort wird nämlich zum Andenken an die drei Männer im feurigen Ofen jährlich ein riesenhaftes Brodt gebacken, von

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_151.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)