Seite:Christliche Symbolik (Menzel) I 214.jpg

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fünftes von ganz gleicher Art geben sollte. Dieser Symbolik fehlt die Bindung an die Dreizahl; Nebeneinanderstellung ist keine Bindung. Deshalb genügt weder die Berufung auf das Dreimalheilig bei Jesaias 6, 3, noch die häufig auf Kirchenbildern vorkommende Gleichförmigkeit der drei nebeneinander stehenden göttlichen Personen. So werden sie als drei ganz gleiche Greise (alle als Gott Vater) abgebildet. Twining, symbols pl. 38. 39. Auch bei A. Dürer, Heller II. 2, 781. und auf einem Bild in Schleissheim. E. Förster, deutsche Kunst II. 251. Als drei völlig gleiche Christusse in der Handschrift der Herrad von Landsberg und bei Didron, icon. p. 446. Als drei gleiche Kinder, das. p. 484; drei gleiche Adler, Twining pl. 23; drei Fische, das. pl. 66. Der Versuch, sie aus der blossen Nebeneinanderstellung zur wahren Vereinigung zu bringen, ist durchaus misslungen und zu verpönen in Darstellungen, die an die vielköpfigen Götzen der Indier erinnern. Gleichwohl kommen christliche Bilder der Dreieinigkeit vor, die einen Kopf mit drei Gesichtern zeigen. Didron, icon. p. 575. 580, dessen annales II. 22. Vgl. Molani, hist. icon. p. 43, der die gute Bemerkung beifügt, dass nach einem Fortsetzer des Sigebert von Gemblours (Robertus, abbas montis) der Teufel einmal dreiköpfig erschienen sey, um sich für die Dreieinigkeit auszugeben. Eine solche Monstrosität könne nur der Teufel, aber kein frommer Maler aushecken.

Schon sehr alt ist die Voraussetzung, dass die drei Engel, die zu Abraham kamen, die heilige Dreieinigkeit gewesen sey. Sie werden auf einem altvenetianischen Miniaturbild einer Darstellung der Dreieinigkeit als alttestamentalisches Vorbild zugetheilt. Kunstbl. 1823, S. 54. Auch tragen sie den Kreuznimbus, der nur den höchsten Personen der Gottheit zukommt. Didron, manuel p. 88.

Ungleich bestimmter tritt die innigste Einheit in der Dreiheit hervor in folgenden Sinnbildern. Im Leichnam der heiligen Clara sollen drei Gallensteine gefunden worden seyn, wovon nicht nur jeder dem andern an Grösse, Gestalt, Farbe und Schwere vollkommen gleich war, sondern wovon jeder auch

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_214.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)