Seite:Christliche Symbolik (Menzel) I 231.jpg

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(Fiorillo II. 57.) schläft es im Schoose der Jungfrau, wobei die Inschrift: Quem coela capere non possunt, in tuo gremio contulisti. Dabei ein Engel mit Horn, Spiess und Hunden, der das Einhorn gejagt hat. Die Hunde bedeuten hier Tugenden. Gott Vater selbst ist der Jäger in Conrad von Würzburgs goldner Schmiede, 256 f. Dieselbe Symbolik wiederholt in einem altdeutschen Kirchenliede. Marian. Liederschatz, Augsb. 1841. S. 85. – Das Einhorn im Schooss der Jungfrau, die es liebkost, malte auch Annibal Caracci im Pallast Farnese. Bunsen, Beschreibung von Rom III. 3. 427. Es kommt auch auf einem Chorstuhl in Maulbronn vor. Auf Miniaturen vgl. Piper, Myth. I. 369. Twining, symbols pl. 85.

Als Symbol der Jungfräulichkeit ist das Einhorn auch Attribut der heiligen Justina. Christliche Kunstsymbolik 1839. S. 48. Desgleichen der Keuschheit, wo sie unter den christlichen Tugenden aufgeführt wird, z. B. fährt sie auf goldnem Wagen mit Einhörnern[WS 1] auf Miniaturen zu Dresden. Piper, Myth. I. 308. Vgl. Domenichinos Werke, von Landon[WS 2] pl. 35.

Weil das Einhorn ganz allein in Wildnissen lebt, ist es auch Sinnbild der Einsamkeit, und insofern Wappen des tief in Einöden durch den heiligen Sturmio gegründeten Klosters Fulda. Am elfenbeinernen Bischofsstabe dieses Heiligen sieht man das Einhorn vor einem Kreuze kniend dargestellt. Auf einem Miniaturbilde daselbst verjagt das Einhorn Schaafe, d. h. ausgeartete Mönche. Münter a. a. O. – Auf einem alten Kupferstich reitet ein rauhhaariges nacktes Weib mit einer Krone auf dem Einhorn. Heinecken, neue Nachrichten I. 347. Auch diese Rauhhaarigkeit ist ein Kennzeichen der Verwilderung und der Einsamkeit.


Eis,

Sinnbild der im Naturgesetz waltenden Strenge, die gleichwohl durch Kraft des Glaubens und Heiligkeit überwunden wird. Der heilige Sebaldus kam einmal im Winter in die Hütte eines armen Mannes, der grausam an Kälte litt, brach

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Berichtigung Band II. In der Vorlage: „Einhörnchen“
  2. Berichtigung Band II. In der Vorlage: „Laudon“
Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_231.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)