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Erstgeburt.

In der Erstgeburt liegt eine tiefe Symbolik. Die Erstgeburt ist dem Verderben geweiht. Der erstgeschaffene Engel Lucifer fiel ab von Gott, es bedurfte einer zweiten Schöpfung, der des Menschen, um dieses Unheil zu sühnen. Der erste Mensch selbst fiel wieder in Sünde und es bedurfte seiner Erneuerung in Christo, um die Menschen von dieser Sünde zu erlösen. Der erstgeborne Mensch Kain fiel in Sünde, nur der jüngere Seth rettete das bessere Theil in der Menschheit. Der erstgeborne Esau war wild und nur der jüngere Jakob fromm. Alle Erstgeburt in Aegypten wurde vom Herrn vertilgt. Das jüdische Gesetz erkannte auch unter den Juden alle Erstgeburt dem Herrn verfallen und brachte sie ihm im Tempel dar. Aber wie der Herr Isaaks verschont, als Abraham ihn zum Opfer brachte, so schonte er auch der Gläubigen und nahm anstatt des Kindes ein Lamm oder von Armen ein Paar Täubchen als Opfer an. Daher auch die Darbringung des Christkindes im Tempel, als eines Erstgebornen, die symbolische erste Opferung des Heilands.

Das Verderben der Erstgeburt erstreckt sich auch auf die Natur. Die erstgeschaffene Erde wurde durch die Sündfluth überschwemmt.

Esel.

Je verachteter dieses Thier bei den Juden war, um so greller tritt die blinde Wuth Bileams hervor, der noch weniger Verstand zeigte, als sein Esel. – Indem Ochs und Esel an der Krippe des Heilands gepaart werden (Vorbild dazu Jesaias 1, 3.), vertreten sie das gesammte Thierreich, der Ochs die reinen, der Esel die unreinen Thiere. Im 5ten Buch Mosis 22, 10. wird dieser Gegensatz ausgedrückt, indem es heisst: „Du sollst nicht zugleich mit Ochs und Esel ackern.“ Diese beiden Thiere an der Krippe stehen parallel mit den beiden Schächern am Kreuze. Sie verhalten sich wie der

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_254.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)