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ist nicht blos von sieben unfruchtbaren und sieben fruchtbaren Jahren zu verstehen; sondern diese wechselnden Jahre selber sind wieder nur das Vorbild für die grossen Zeiten der Busse und Erlösung, die nicht blos Aegypten, sondern der ganzen Menschheit bevorstehen.

So ist auch die ganze Geschichte der Menschheit insofern in Josephs Geschichte gespiegelt, als er von der Bosheit und Ungerechtigkeit seiner Brüder verfolgt und in’s Verderben gestürzt, doch durch Gottes unmittelbare Hut gerettet und fähig wird, die in ihrer Verstockung selbst dem Verderben anheimgefallenen Brüder wieder zu retten. Die Brüder wollten ihm Böses thun, aber Gott wandte es zum Guten für sie selbst. Das ist die Mission des Christenthums und der Menschheit, ist der Inhalt der ganzen Weltgeschichte.

St. Joseph,

der Zimmermann, Maria’s Gatte, hat auf Kirchenbildern das Ansehen eines einfachen und bürgerlichen, nicht mehr ganz jungen Mannes. Doch hat man ihn oft auch zu alt gemalt, was eine übel angebrachte Concession gegen die moderne Verdächtigungssucht zu seyn scheint. Sein Attribut ist die Axt des Zimmermanns, der blühende Stab, durch den er zu Maria’s Gatten bestimmt wurde (wie Aaron zum Hohenpriester), und die Lilie als Sinnbild der Reinheit.

Judas.

In den Apokryphen und volksthümlichen Legenden ist die Geschichte des Judas Ischarioth mannigfach ausgemalt und übertrieben, ohne Werth für die christliche Symbolik. Vgl. Hoffmann, Apokr. 330 f. Hagen, Germania VI. 144. Bedeutungsvoller ist das ruchlose Judenbuch Toledod Jeschu, worin Christus als ein böser Zauberer, Judas aber als der von Gott gesandte edle und glückliche Bekämpfer desselben aufgefasst wird. Auch nach der Lehre der christlichen Ophiten

Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 456. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_456.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)