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gibt, so dass ihnen das Heilige und Ausschliessliche des christlichen Mysteriums gänzlich abgeht.

Die Kirche hatte zwei Extreme zu vermeiden, einmal die allzu einseitige Vergeistigung der Geburt Gottes im Fleisch, sodann die eben so einseitige Gemeinmachung und Herabwürdigung des Gottes durch das Menschliche. Sie hat Beides, der Häresie gegenüber, glücklich vermieden. Sie hat nicht verkannt, dass der Gott wirklich Fleisch angenommen, und somit alle gnostischen Vergeistigungen und Verklärungen verdammt; sie hat aber auch nicht verkannt, dass die Geburt eines Gottes durch eine reine Jungfrau nothwendigerweise alle Verunreinigungen gemeiner irdischer Geburt ausschliesst, und sie hat somit die Jungfrauschaft Mariä vor, in und nach ihrer Geburt für orthodox erklären müssen. Maria ist semper virgo und darum auch virgo virginum. Vgl. den schönen alten Hymnus in Fortlage’s christl. Gesängen S. 35. Auf einem schönen alten Bilde steht Maria unter lauter Jungfrauen. Didron, man. V. 297.

Die kirchlich anerkannten und auf Kirchenbildern unzähligemal wiederholten Symbole der unbefleckten Empfängniss Mariä sind in einem altdeutschen Liede im Marian. Liederkranz (Augsb. 1841) S. 18 zusammengestellt: 1) der brennende Busch Mosis, 2) die Lilie im durchsichtigen Glase, 3) drei in dorniger und ringsumschlossener Schale ruhende Kastanien, 4) die aus Dornen unverletzt hervorwachsende Lilie, 5) der verschlossene Brunnen, 6) der verschlossene Garten, 7) das Fell Gideons, 8) die verschlossene Pforte. Die nähere Erklärung s. in den einzelnen betreffenden Artikeln. Ferner verglich man die Maria mit der Löwin, gemäss eines alten Aberglaubens, wonach dieselbe nur Ein Junges gebäre. Die Macht der Jungfräulichkeit erprobte sich an einem alten, verloren gegangenen Standbild Maria’s in Köln, indem es nur von einer Jungfreu von der Stelle konnte bewegt werden. Gumppenberg, Marian. Atlas Nr. 552. Die Jungfräulichkeit vor, in und nach der Geburt hat speziell drei Lilien zum Symbol: Der Mönch Egidius forderte die Erde zum Beweis

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 461. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_461.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)