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hatten, während die Patriarchen der ältesten Zeit, denen die Prophetengabe nicht eingewohnt, ihre Gräber nicht verliessen, sondern in der Vorhölle der Ankunft des Erlösers harren mussten.

Wie bei der Geburt des Heilandes ein neues glänzendes Sternenlicht erschienen war, so verfinsterten sich bei seinem Tode die gewohnten Leuchten am Himmel, Sonne und Mond. Diese Verfinsterung fehlt fast nie auf älteren Bildern der Kreuzigung, und wird öfters gar naiv ausgedrückt, indem die beiden Himmelskörper als ganze Figuren sich mit dem Gewand verhüllen oder die Thränen trocknen, oder als blosse Köpfe (Sonnen- und Mondgesichter) weinen. Vgl. Fiorillo I. 50. Waagen, Deutschland I. 95. 106. Piper, Myth. II. 138. 154. In der Strassburger Handschrift des Herrad von Landsberg sind sie noch in antiker Weise als Apollo und Diana gemalt, ohne dem christlichen Gefühl Eintrag zu thun, weil es in unschuldiger Naivetät geschieht.

Von einer herrlichen neuen Blume, die unter dem Kreuze aus Christi Blut entsprossen sey, berichtet Nieremberg, hist. nat. 465. Sie soll von allen Krankheiten heilen, Majoli, hist. I. 5. Man nennt sie wegen ihrer rothen Flecken Rothseelchen. Wolf, niederl. Sagen 670. Vom Todtenkopf Adams, der gleichfalls unter dem Crucifix in einem symbolischen Sinn vorkommt, s. den Artikel Adam. Die Schlange unter dem Crucifix, als Gegenbild der Schlange am Baume im Paradiese ist Symbol des durch den Tod Christi überwundenen bösen Princips. So auf dem schönen Elfenbeindeckel des berühmten Bamberger Missale. Förster, deutsche Kunst I. 63. In dem reichen Evangelienbuch der Münchner Bibliothek (aus dem Kloster Niedermünster) steht rechts vom Crucifix vita, ein gekröntes Weib mit erhobenen Händen, und mors, ein zerlumptes Weib mit durchschnittenem Halse und zerbrochener Lanze. Kugler, Gesch. d. Mal. II. 14. Sehr ähnlich den einander häufig gegenüberstehenden Gestalten der christlichen Kirche und jüdischen Synagoge.

Auf einem berühmten spanischen Bilde ist Christus am

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 526. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_526.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)