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Hatten ermordet, die Wenden mit Streit.
So kam von Soldwedel Richard bald
Und steuret die Wenden ihrer Gewalt
Nicolot brand, und tilget die Stadt
So ist sie kommen in wüsten Rath
Er zog auch nach den Schloss Ilow,
Da sprach er an, beyde Mann und Fraw.
Und klaget ihn all sein Leyd und Noht
Guntzelin wolt dan ihn helffen mit Rath,
So begegnet der König ihn auf der Farth
Und brachte ihn in die Fluchte gar zart,
Belagert Malchau und Kessin
Den Sachsen die er fand gar fin
Gab er über die Elben Geleite
Der Löwe an einem Baum, was breite,
Hänget seinen Bruder zu der Frist,
Vor Malchau der Stadt; da floch mit List,
Pribisla zum Fürsten Pommerland
Der Löwe den Junglinck starck nachrand,
Mit Märckern, Holsteinern und Dänen viel.
Der Jüngling kühne zu dem Ziel,
So Heinrich der Löwe seinen Speisswagen richt
Er fand sich neben, was träge nicht,
Ueberfiel ihn, wäre geringe verschlaffen,
Er schnappet ihn hätte mit seinen Waffen,
Darnach nicht lange so ward ein Streit
Graff Adolph ward erschlagen die Zeit
Von den Wenden, und viel von Adel,
Guntzelin hatte unter seinen Sattell
Dreyhundert Ross, das halff geringe,
Er könte nicht helffen, da hört man klinge
Die Trommet, und der Löwe kam,
Der Wenden Schaar das Schaden nam,
Doch fielen ihr viel von beyden Seiten,
Der Todt bedeckt das Feld mit Streiten,
Der Wenden blieben auf die Farth,
Fünff und zwantzig hundert zarth,
Die Zeit so floch König Pribisla
Zu Casimir und Boosla.
Von Pommern, die empfingen den wehrten Mann
Wie bald den Löwen ward kund gethan,
Der König von Constantinopel werth
Durch seinen Legaten geschickt begehrt
Zu Braunschweig ihn zu sprechen jo
König Pribisla ward der Mähre froh,
Und als der Löw liess das Land
Die Dänen er sucht mit Raub und Brand,
Die Zeit der Löwe die Pommern that warnen
Ob sie nicht wolten sein Zorn erarnen,
Sie solten lassen Pribisla bald,
So ward geringert sein Königl. Gewalt
Sein alter Adel von Marte beraubet
Kein Unglück allein, vorwahr mir glaubet,
Wann einer zwagt, gar selten geschicht,
Das der nächste auch pflücket nicht,
So geschah auch König Pribisla gut
Marggraff Albrecht der Bähr in seinem Muth,
Gedacht es ware nun eben Zeit
Zog über die Elben, gewan mit Streit
Brandenburger und der Havel Land
So kamen sie erst an der Marggraffen Hand
Und zu Gedächtnis thäten nennen
Die neue Marck auch solt man kennen,
Sie wolten den Wendisch Art nicht dulden
Sie schreiben auch mit reichen Solden
Flandern, Jülich, der Masse breit,
Holland, Bergen, Engern geleit,
Sie solten kommen und Wohnung machen
Sie gedachten das kömt zu guten Sachen.
Sie nahmen das Land gar lieblich ein
Man findet noch der Nahmen Schein.

Das XXXVII. Capitel.

Wie König Pribislaus des Reichs ein Theil wieder überkam, und der Löwe Graff Bernhard von Anhalt, gab das Land Ratzeburg, davon bey Kayser Friedrichs Zeiten, Fürstenthum worden, und gab Graff Adolphen Holstein, und Schwerin Guntzelin.


ypoem>DEr Löwe der gedacht in seinem Muthe Pribislai Regimen.
Er wolte machen der Kirchen zu gute
Neue Stifft und nahm do bald
Des Königs Güter ungezalt
Aufrichtet Schwerin und Ratzeburg eben
Die Bischöff müsten ihm Löbniss geben
Sie wolten seyn sein Lehen-Mann
Den König hiess er stille stahn,
Und solt mit Rostock seyn zufreden
Und Werle, do solt er haben sein Steden.
Ratzeburg gab der Löwe bald
Bernhardt gebohren von Anhalt
Graff Adolph, Holsted do bekam.
Kayser Friderich Ratzeburg gab den Nahm
Fürstlicher Ehre, auch ward Guntzelin
Genennet ein Graff von Schwerin.
Damit so ward der Löwe erhaben
Wer hoch sitzt hüt sich billig für Schaden,
Döringer, Mercker, Kollenisch schlüchte,
Friesen er drenget, auch möchte nichte
Kayser Friderich vor Meylen haben sein hold
Wie wohl er bot ihm Silber und Gold.
Er fiel ihm auch selbst zu Füsse
Er möchte ihm nicht singen so süsse
Er zog ohn seinen Danck do dannen,
Darum so ward er billig verbannen,
Aus dem Reich drey gantze Jahr,
Auf Erden mercklich ist fürwahr.
Niemand über Kayserliche Krohn
Gottes Stadt er trägt gar schon
Den sollen billig in Ehren halten
Alle Welt beyde junge und alten.


Das XXXIIX. Capitel.

Wie Pribislaus mit seines Bruder Uratislai Sohne Nicolotho Christen worden, und wie sie das Reich wieder überkommen.


<poem>DEr Löwe zog in Engeland
Zu Würtzburg in das Reich verbandt
Dieweil Pribislaus wohl gemuth
Des Königs von Norwegen Tochter guth,
Voisclavam nahm, die lernet die Frist
Anbeten ihr Herrn Jesus Christ.
So nahm er mit seinen Vätern die Safft
Der Tauffe, und ward im Glauben behafft.
Von Oldenburg Bischoff gut, Gerold,
Sie wuchss und bracht in Gottes Hold,
Zu Mecklenburg bestättiget ward
Vom Könige bald in guter Art
Des Löwen Gabe und mercklich Giefft,
Die er gegeben hatte dem Stifft.
Sein Titel zeiget die Zeit noch an
Obetriten, Kyssiner, Circipan
Und der gantzen Wendschafft schon
Dazu trug er eine Königliche Cron.

Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Marschalk: Chronicon der mecklenburgischen Regenten. Martini, Leipzig 1739, Seite 595. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Chronicon_der_mecklenburgischen_Regenten_595.jpg&oldid=- (Version vom 24.7.2023)