Seite:Chronicon der mecklenburgischen Regenten 611.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

In einem Brieff, solt wesen faste,
Versiegelt, brach sie alle im Laste,
Sie gaben den Brieff aus Rathe behende,
Hertzog Erich aus Laland in seine Hände
Bald derselbige Fürst verstarb
Sein Frau des Königs Hold erwarb,
Er schrieb, sie wolt ihm heben ein Kind,
Die Frau suchte üm Gabe, und find
Eben den Brieff mit Siegeln viel,
Ihren Paten ihm gab sie zu den Ziel,
Der König dacht der Brieff ist gross,
Mit Siegeln viel, vielleicht ein Schloss
Darinnen verschrieben die Frau uns giefft,
Darnach so fand er andere Schrifft,
So schrieb er an den Löwen bald,
Er solt kommen mit Gewalt,
So thäte er rechen der Feinde List,
Dem Löwen gab er zu der Frist,
Rostock mit seiner Zugehör alle,
Vor seinen Dienst, das nahm mit Schalle,
Die gemeine Bürger klagten ihm sehre,
Herr Heinrich Runge thät ihn schwere,
Der Löwe fand do bald ihn Rath,
Durch List so kam er in die Stadt,
Mit Wagen die Thore er erst berand,
Sein Einlassen dem Rath ward bekant,
Sich hub da Jammer und Noth,
Zuletzt zum Besten fugt Gott,
Er machte Friede in der Stadt,
Er Heinrich Runge der Oberste Rath
Den Bürger rieff zu überlaute,
Welcher Bürger oder Rathmann, bute
Der Stadt verjaget wäre durch Hass,
Er solt das klagen, der Löwe sass
Das Gericht, do ward ein Urtell gegeben,
Etliche aus dem Rathe ihr Leben
Müsten lassen auf einem Rade,
Ein Theil mit ewiger Verwiess belade,
Den Bürgern gab er Freyheit gleich,
Die Stadt nahm zu, und ward do reich,
Mit Marggraff Baldomar zog darnach,
Der Löwe zu Wenden Ungemach,
Welche in der Chor des Reichs entstund,
Zwischen Beyern und Osterreich ist noch kund.


Das LVII. Capitel.
Von dem Kriege den König Ehrig von Dennemarck, gegen Marggraff Boldomar gehabt, das kam von der Vermählung, die der Löwe that mit Frau Annen verlassen Wittwen des Land-Graffen aus Düringen Hertzog Rudolphs Schwester von Sachsen.

NAch den Tagen sich begabe,
Adams Kind wollen zu schicken habe;Bellum Erici cum Marchione Boldemar.
Die vom Sunde fingen an die Zeit
Mit den von Rügen einen Streit,
Da kam Marggraff Baldomar,
Gab sich in der von Sunde Schaar,
Heinrich der Löwe nahm do Geldt
Und zog mit den Rügern zu Feldt,
Darzu König Ehrich, und Erich von Sachsen,
Wislao dem Fürsten zugewachsen,
Der Marggraff viel im Streit verloss,
Von dem Löwen ihm sehre verdross,
Darum er Stargardt wieder wolte haben,
Er kam mit sieben tausend Knaben,
Des ersten Kommens, belägert in Schin
[612] Fürstenhagen und Woldeck sin
Belegert, nicht ohn kleinen Schaden
Viel Märcker wurden auf Wagen geladen,
Bey zwey tausend wohl gezahlt
Und von dem Adel der beste Halt,
Der Schade that doch nicht darzu
Neuen-Brandenburg halt dich nu,
Dazu Stargard auch ward berand,
Viel neuer Ritter schlug zur Hand,
Den thaten die von Brandenburg Ehre,
Fingen ihr dreyssig, was zu sehre
Darum so zog man mit der Eyle;
Nach Fürsten sehen schickt sich die Weile,
Von Stargard versteckten etlich zu Ross,
Sie thaten den Rittern weitern Verdross,
Fingen ihr sechzig, der Löwe selbst kam,
Graff Heinrich von Schwerin mit sich nahm,
Und vom Holstein Graff Gerhardt,
War in dem Streit, seiner Ordnung wart,
Und nicht sein Viant (Feind) balde veracht;
Dess wird unter Zeit mit Heyle gedacht;
Graff Heinrich der Graff von Schwerine,
Der kam desselbigen in Noth und Pine,
Als er zog neben andern zerstreut
Von Werla Herr Johann ward des erfreut,
Der war da auf der Marckleute Seite
Der fing den Graffen, der Löwe die Zeite
Vernahm und that einen grossen Hall,
Dass er wohl in dem Helm erschall,
Er folget und machte die Bahne gleich,
Von Werlen Herren Johann den fing er reich,
Und darzu dreyhundert Pferdt
Gegen Brandenburg führt den Herrn werth,
Den Morgen auf das Schloss Stargard,
Im Keller, und ward er so verwahrt;
Von Hütern kam aus Stroh ein Feuer,
Vil nahe (binah) der Herren ersticket theuer,
So stiess do auf mit seinem Rücke
Ein starcker Mann die Thor auff Stücke.
Der Herr gab zehen tausend Marck;
Zu Pfande Malchau er setzte ohne argk,
Er helffen solt den Löwen all sein Tage,
Ueber Löwen hub sich Schreyen und Klage,
Strohkercken, Eubs an der Elbe breit,
Gewann und bracht in Jammer und Leyd;
Der Marggraff bedacht zu erlauffen mit List
Stargard, mit vier und neuntzig die Frist,
So ward gewarnet der wehrte Mann,
Heinrich der Hauptmann genant Maltzahn,
Zwischen Quastenberge und Devitze,
Fing ihn abe mit Sinne und Witze,
Derselbigen zwey und sechzig eben,
Dreyssigen müsten sich so viel geben,
Im Sommer gewann die Meigenborge
Der Löwe, das bracht den Marckern Sorge.


Das LVIII. Capitel.
Wie Marggraff Baldomar sich gedachte zu rächen.

Der Marggraff hört der Mähre nicht gerne
Umb Hülff er schicket breit und ferneBaldomarus viedictae cupidus.
Meissen, Doringen, Hessen, Hartz,
Pommern, Dähnen gezogen schwartz,
Pohlen kommen that ihm grosse Steure
Von Sachsen Rudolph ungeheure
Kam auch, wolten den Löwen zwacken
Er sprach: ich stecke nicht im Sacke,

Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Marschalk: Chronicon der mecklenburgischen Regenten. Martini, Leipzig 1739, Seite 611. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Chronicon_der_mecklenburgischen_Regenten_611.jpg&oldid=- (Version vom 25.7.2023)