Seite:Clavigo. Ein Trauerspiel (Goethe) 1774 - 007.jpg

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Aber in der Länge, Carlos, man wird der Weiber gar bald satt, und warst du nicht der erste, meinem Entschluß Beyfall zu geben, als ich mir vornahm, sie zu verlassen.

Carlos. Du wärst versauert. Sie sind gar zu einförmig. Nur, dünkt mich, wär’s wieder Zeit, daß du dich nach einem neuen Plan umsähest, es ist doch auch nichts, wenn man so ganz auf’m Sand ist.

Clavigo. Mein Plan ist der Hof, da gilts kein feyern. Hab ich’s für einen Fremden, der ohne Stand, ohne Namen, ohne Vermögen hierher kam, nicht weit genug gebracht? Hier an einem Hofe! unter dem Gedräng von Menschen, wo es so schwer hält, sich bemerken zu machen? Mir ist’s so wohl, wenn ich den Weg ansehe, den ich zurückgelegt habe. Geliebt von den Ersten des Königreichs, geehrt durch meine Wissenschaften, meinen Rang! Archivarius des Königs! Carlos, das spornt mich alles; ich wäre nichts, wenn ich bliebe was ich bin! Hinauf! hinauf! Und da kostets Mühe und List! Man braucht seinen ganzen Kopf, und die Weiber, die Weiber! Man vertändelt gar zu viel Zeit mit ihnen.

Carlos. Narre, das ist deine Schuld. Ich kann nie ohne Weiber leben, und mich

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Johann Wolfgang von Goethe: Clavigo. Ein Trauerspiel. Weygandsche Buchhandlung, Leipzig 1774, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Clavigo._Ein_Trauerspiel_(Goethe)_1774_-_007.jpg&oldid=- (Version vom 5.1.2019)