Seite:Clavigo. Ein Trauerspiel (Goethe) 1774 - 084.jpg

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Wie ich die dürstende Rache in meinem Busen fühle! wie aus der Vernichtung meiner selbst aus der stumpfen Unentschlossenheit mich das herrliche Gefühl, die Begier nach seinem Blute herausreißt, mich über mich selbst reißt! Rache! Wie mir’s wohl ist, wie alles an mir nach ihm hinstrebt, ihn zu fassen, ihn zu vernichten.

Sophie. Du bist fürchterlich, Bruder.

Beaumarchais. Desto besser. – Ach! Keinen Degen, kein Gewehr! mit diesen Händen will ich ihn erwürgen, daß mein die Wonne sey! Ganz mein eigen das Gefühl: ich hab ihn vernichtet.

Marie. Mein Herz! Mein Herz!

Beaumarchais. Ich hab dich nicht retten können, so sollst du gerochen werden. Ich schnaube nach seiner Spur, meine Zähne gelüstet’s nach seinem Fleische, meinen Gaumen nach seinem Blute. Bin ich ein rasendes Thier geworden! Mir glüht in jeder Ader, mir zuckt in jeder Nerve die Begier nach ihm, nach ihm! – Ich würde den ewig hassen, der mir ihn jetzt mit Gift vergäbe, der mir ihn meuchelmörderisch aus dem Wege räumte. O hilf mir, Guilbert,

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Johann Wolfgang von Goethe: Clavigo. Ein Trauerspiel. Weygandsche Buchhandlung, Leipzig 1774, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Clavigo._Ein_Trauerspiel_(Goethe)_1774_-_084.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)