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19.

No. 193.

12. Juli 1842.
Der Patriot.

Berlin, 3. Juli. Wenn die Sonne den Boden lange Zeit ausgetrocknet hat, so birst er, nach Wasser lechzend, an tausend Stellen. Die vormundschaftliche Sonne hat uns endlich so dürre gemacht, daß wir aller Orten, nach dem Necktartropfen freier Mündigkeit dürstend, aufzubrechen anfangen. Zwar wird es noch oft versucht werden, auf unsere Spalten den Schutt der Willkür zu werfen, um sie zu verdecken; wo soll aber zuletzt aller Schutt herkommen, wenn das Zerplatzen kein Ende nimmt? Doch unser Bild soll nicht so lange dauern, als die Dürre. Wir wollten eigentlich nur anzeigen, daß so eben hier in Berlin das erste Heft einer Monatsschrift: „Der Patriot. Inländische Fragen von L. Buhl“ ausgegeben ist und uns zu Ohrenzeugen einer jetzt in Preußen nicht allzu seltenen Erscheinung macht, der Erscheinung nämlich, daß ein Kind der Wissenschaft, nachdem es von dieser Mutter — ob sieben oder neun Monate, bleibe unentschieden — ausgetragen worden, sein erstes Geschrei in der Welt der Politik erhebt. Damit macht es sich zum Bürger dieser Welt und kann nicht mehr in den Mutterleib zurück. Die schöne Mutter mag neu, wenn auch nicht mehr weiblich und häuslich, in dem muskelkräftigen Sohne, dem männlichen Abbilde der zarten Frau, wieder aufblühen. Einstweilen freilich haben wir nur ein schreiendes Kind vor uns, daraus in Zukunft ein Mann werden soll. Der „Patriot“ geberdet sich noch ungelenk und wehrt sich überhaupt erst gegen das Einströmen der zudringlichen Weltmächte. Mit der Zeit jedoch wird er sich seinen eigenen Platz erkämpfen, und mancher Stein, über den er noch nicht wegklimmt, wird dann von ihm sich als Baustein müssen verbrauchen lassen. Freuen wir uns indessen ein wenig an dem hoffnungsvollen Würmchen, das