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nicht geisteszerrüttet bin. Nur weil ich die hochverrätherischen Ideen, die „unverkennbar in meiner Seele ruhten“, nicht „klar und unzweideutig“ ausgesprochen habe, findet das Erkenntniß „den gegen mich hinsichtlich des Hochverraths entstandenen Verdacht nicht haltbar genug, um auch nur die absolutio ab instantia darauf zu gründen;“ nur weil keine andere incrimirende Handlung mit der „aus dem Libell sich ergebenden Tendenz“ combinirt ist und auch einige „loyale Äußerungen“ in der Schrift vorkommen, wird mir, „wenngleich die Entscheidung zwischen der völligen und der vorläufigen Freisprechung nicht unzweifelhaft ist“, die absolutio plenaria ertheilt. Die Verdächtigung, welche in dieser ganzen richterlichen Ausführung liegt, muß ich auf das entschiedenste zurückweisen. Wer der Reinheit seiner Absichten sich bewußt ist, kann es sich nicht gefallen lassen, daß man ihn von der Strafe freispricht und doch zugleich seine Gesinnung als so frevelhaft und verwerflich darstellt, daß sie (wie das Erkenntniß sich ausdrückt) „zu Polizeimaßregeln Anlaß geben könnte“.“

„Das zweite Kapitel muß sich mit den einzelnen Beschuldigungen beschäftigen, und hat namentlich darzuthun, daß die vom erkennenden Richter schuldgegebenen „Unrichtigkeiten“ in Wahrheit gar nicht vorhanden sind, mit Ausnahme zweier Kleinigkeiten. Zu diesem Zwecke mußten die einzelnen Gegenstände besonders beleuchtet werden, als: Censur, Communalverfassung, Provinzialstände, Rechtspflege, Administration. Einiges daraus muß hier genügen: S. 8 der inculpirten Schrift heißt es: „Und welchen Antheil an der Regierung hat dieses an Sitte und Intelligenz so hochstehende Volk? Erröthend müssen wir gestehen: kaum den allergeringsten.“ Das angefochtene Uriheil macht mir den Vorwurf, daß ich durch diese Worte die Stimmung des Lesers zu meinen Zwecken vorbereite, indem ich gleichsam dasjenige Gefühl in Anspruch nehme,

Empfohlene Zitierweise:
Max Stirner: Max Stirner's Kleinere Schriften und Entgegnungen. , Berlin 1914, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Stirner_Schriften_184.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)