Seite:DE Stirner Schriften 280.jpg

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Fragt euch nicht, was das Gute sei, sondern ob es überhaupt sei, oder wollt ihr durchaus wissen, was es sei, so fragt euch zu allererst, ob es nicht euere — Einbildung sei. —

Doch ihr seid schlagend mit eueren Beweisen, indem ihr ja nur auf Beispiele hinzuweisen braucht: „die Lüge ist böse, die Aufrichtigkeit aber ist gut, die Unbussfertigkeit ist böse, die Bussfertigkeit und Reue ist gut, die Unkeuschheit eine Sünde, die Keuschheit eine Tugend u.s.w.“

Wohlan denn, blicken wir in die Mysterien und sehen dem Spiele zu, das Tugend und Laster in diesem Romane mit einander treiben. Ich werde von dem Zusammenhange und Verlaufe dieser Geschichte nichts sagen, denn ich setze voraus, dass ihr’s gelesen habt. Eben so wenig will ich von dem sogenannten Kunstwerthe des Buches sprechen. Wenn ein sogenannter Jongleur die halsbrechendsten Stücke producirt, oder ein Taschenspieler das Erstaunlichste leistet, so wird man doch am letzten Ende sagen, es waren eben Jongleur- und Taschenspielerkünste, ausgezeichnet in ihrer Art; aber über die Art selbst spricht man ohne besondere Achtung. So will ich auch unserem Verfasser nicht über die Kunstfertigkeit im Abschildern der socialen Kontraste und Charaktere zu nahe treten, wenn gleich er feineren Kunstkennern schwerlich überall ein Genüge gethan haben mag; über das Abschildern selbst aber denke ich nicht gross genug, um mich durch das darin bewiesene Talent gegen den Mangel an aller tieferen und gewaltigeren Einsicht in das Wesen der Gesellschaft blind machen zu lassen. Görres hat auch ein schönes Talent an die Verstocktheit eines dummen Gedanken verschwendet und muss in diesen Kindereien sich zu Tode gängeln lassen, wie er, so viele Andere.

Obwohl der Grossherzog von Gerolstein nicht als der Held des Romans gelten kann, so wird doch nicht allein das ganze Getriebe desselben durch ihn in Bewegung gesetzt,