Seite:DE Stirner Schriften 314.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

seinen Polizeimaßregeln nicht durchdringen. Aber die Noth der Uebervölkerung dauerte fort, gleichviel, ob des Volkes nur darum zu viel wurde, weil nicht Arbeit genug für dasselbe zu beschaffen war, oder ob wirklich – was von manchen Seiten bestritten wird – mehr Menschen erzeugt wurden, als selbst bei der vortrefflichsten Bodencultur Nahrungsstoffe sich erzielen ließen. Wie also der Uebervölkerung steuern, ohne entweder auf die freiwillige sittliche Entsagung der Menschen, oder auf Polizeimaßregeln sich zu stützen?

Vielleicht vermöchte die Klugheit, meinte man, was der moralische und polizeiliche Zwang nicht zu Wege bringen konnte. Man dachte also auf Mittel, welche es den Menschen leicht machen sollten, die Zahl der Kinder auf das richtige Maß zu beschränken. Hiermit verließ die Frage den sittlichen und polizeilichen Standpunkt und wurde zu einer Sache des individuellen Interesses. Wer den Kindersegen in seinem Hause nicht zu seinem eigenen Verderben überhand nehmen lassen will, der soll ihm klügerer Weise Grenzen setzen. Ob es im Interesse der Menschheit oder des Staates liegt, daß der Kindervermehrung nicht Einhalt gethan werde, ist für diesen Standpunkt gleichgültig; das Ehepaar kümmert sich bloß um das Bedürfniß des eigenen Hauswesens und faßt seinen Entschluß nach Maßgabe der Privatöconomie.

Dem steht nur entgegen, daß die Gesellschaft sich jederzeit mit allen Kräften dagegen sperrt, irgend eine Sache, in welche sie sich gemischt hat, zur reinen Privatsache herabsinken zu lassen. Im Geheimen mögen die Einzelnen wohl immer schon die Kinderangelegenheit vom privatöconomischen Gesichtspuncte aus behandelt haben; aber öffentlich will die Gesellschaft dazu nicht ihre Sanction ertheilen. Das Ding ist delicat, wurde aber doch in Schriften unter der Aegide der Wissenschaft gefördert.

Schon Fourier wies darauf hin, daß eine überreichliche