Seite:Dahl Abstammung Skorpione und Atmungsorgane.djvu/4

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lebenden Skorpione, wurde schon hervorgehoben, und wir müssen wohl annehmen, daß der innere Bau in jenen früheren Zeiten ein genau ebenso primitiver war als bei den jetzt lebenden Tieren, daß die Arbeitsteilung im Körper noch nicht annähernd so weit fortgeschritten war wie heute. Nun wissen wir aber, daß die einfachste Form der Atmung die Hautatmung ist. Sie hat sich hier und da bis auf die Gegenwart erhalten, aber nur bei äußerst kleinen und zarten Tieren. – Wir dürfen wohl annehmen, daß es im Laufe der Entwicklung der Tiere auf der Erde einmal eine Zeit gab, in der es nur Hautatmung, d. h. Gasaustausch, durch die äußere Körperhaut gab, und diese Zeit dürfte wohl erst im oberen Cambrium zum Abschluß gekommen sein. – Bis zum Silur (ausschließlich) scheinen typische Atmungsorgane, d. i. Organe, die ausschließlich der Atmung dienten, in der Tat nicht bekannt zu sein. Was wir finden, sind Oberflächenvergrößerungen, die zugleich eine andre Funktion besaßen. So dienten die Beinerweiterungen der Trilobiten und andrer Krebse im Cambrium, die man wohl als Kiemen deutet, zugleich zur Körperbewegung, der Armapparat des Brachiopoden zugleich der Ernährung. Die feinen Spiralfäden der Trilobiten, die man als Kiemen deutet, scheinen nur bei Arten im Silur vorzukommen.

Als erstes typisches Atmungsorgan kann man sich nur Oberflächenvergrößerungen vorstellen, besonders Faltungen und Unregelmäßigkeiten der äußeren Körperhülle, die, als echte Atmungsorgane entwickelt, dann keine andre Funktion mehr besaßen als den Gasaustausch zu vermitteln. Erst im Untersilur hat man Organe, die wohl als Kiemen zu deuten sind, bei Trilobiten gefunden. – Sehen wir uns daraufhin den Urskorpion etwas genauer an, so entdecken wir auf der Gelenkhaut des vorletzten Abdominalsegments, die durch günstigen Druck beim schottländischen Stück sichtbar geworden ist, an einem Segment also, das bei den jetzt lebenden Skorpionen Lungen trägt, eine deutliche Faltung, die wir sehr wohl als primitives Atmungsorgan auffassen können. – Und was sagt die Embryologie dazu? – Sie bestätigt unsre Annahme vollkommen. Nicht Blätter, sondern Falten entstehen beim Skorpion an diesen Segmenten zunächst. Darin sind die Autoren alle einig. – Man wird allerdings einwenden: Blätter können natürlich nur als Falten ihren Ursprung nehmen. – Das ist richtig. Es gilt das aber für die Phylogenie genau ebenso wie für die Ontogenie, und bei dem Silurskorpion haben wir offenbar dieses Anfangsstadium des Atmungsorganes vor uns.

Es ist klar, daß sich bei Tieren mit festem Panzer die weichen Gelenkhäute ganz besonders für diese Funktion eigneten, und zwar von den Gelenkhäuten in erster Linie diejenigen an der hinteren