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Gepräg’ und Bildniß mächtig eingedrückt.

133
Und wie die Seele, noch vom Staub umgeben,

Durch Glieder von verschiedner Art beweist,
Was in ihr für verschiedne Kräfte leben,

136
So zeiget seine Huld der Weltengeist,

Der ewig Einer ist, hier, vielgestaltet,
Im Sternenheer, das durch den Himmel kreist.

139
Daher verschiedne Kraft verschieden waltet

Im Himmels-Körper, welchen sie durchdrang,
In dem sie, wie in euch das Leben, schaltet.

142
Und da sie heiterer Natur entsprang,

Glänzt diese Kraft in jedes Sternes Lichte,
Gleichwie im Augenstern der Wonne Drang.

145
Durch sie also, und nicht durch’s Dünn’ und Dichte,

Erhält verschiednen Glanz der Sterne Schaar;
Daß sie ein Denkmal ihrer Huld errichte,

148
Schafft diese Bildnerin, was trüb’ und klar.“
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Dritter Gesang.
Fortsetzung. Bewohnerinnen des Monds. Die Nonne Piccarda; Constanze, Friedrichs II. Mutter. – Belehrung über das Wesen der Seligkeit.

1
Die Sonne, die mich einst mit Glut erfüllt,[1]

Beweisend hatte sie und widerlegend
Der Wahrheit holdes Antlitz mir enthüllt.

4
Und ich, belehrt, nicht länger Zweifel hegend,

Wollt’ eben, daß ich’s sei, gestehn und stand,
Das Haupt, so weit sich’s ziemt, emporbewegend.

7
Doch ein Gesicht erschien, und so gespannt

Hielt ich den Blick darauf, um’s zu gewahren,
Daß mein Geständniß der Erinn’rung schwand.

10
Und wie von Gläsern, von durchsicht’gen, klaren,[2]

  1. III. 1. Die Sonne, Beatrix.
  2. 10. Das tiefe Wasser und das Glas, hinter welchem ein dunkler Körper liegt, zeigen die Bilder im deutlichen Umrisse. Aber was Dante sieht, zeigt sich ihm matt und kaum erkennbar, wie das Bild, welches das [412] ganz seichte und klare Wasser und das mit nichts belegte Glas zurückwirft.
Empfohlene Zitierweise:
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 411. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_411.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)