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Was du gefragt; allein die Art der Frage
Verbindet noch zu einem Zusatz mich,

31
Damit du seh’st, welch Unrecht Jeder trage,

Der dieses hehren heil’gen Zeichens Macht
An sich zu ziehn und ihr zu trotzen wage.[1]

34
Du siehst die Kraft, die’s werth der Ehrfurcht macht,

Seit seiner Herrschaft Pallas, überwunden,[2]
Sein Leben selbst zum Opfer dargebracht;

37
Weißt, daß es drauf den Wohnsitz aufgefunden,

Dreihundert Jahr und mehr in Alba’s Au’n,
Bis Drei und Drei dafür den Kampf bestunden;[3]

40
Weißt, was vom Raube der Sabiner-Frau’n,

Es that bis zu Lukreziens Schmerz, durch Sieben,[4]
Die rings umher besiegt die Nachbar-Gau’n.

43
Weißt, wie es Brennus, Pyrrhus auch vertrieben,

Getragen vor der wackern Römer Schaar,
Und siegreich noch in manchem Kampf geblieben;

46
Drob Quinctius, benamt vom wirren Haar,[5]

Drob auch Torquatus, Decier, Fabier glänzen
In freud’gem Ruhme durch den heil’gen Aar.

49
Er schlug der Libyer Stolz, die, Welschlands Gränzen

Einst Hannibal verführt, zu überziehn,
Wo Alpen deinen Quell, o Po, umkränzen.

52
Ein Jüngling noch, hob Scipio sich durch ihn,

Pompejus auch zu des Triumphes Ehren,
Der bitter deinem Vaterlande schien.[6]

55
Dann, nah der Zeit, in der die Welt verklären

Der Himmel wollt’ in seinem heitern Schein,
Nahm Julius Cäsar ihn auf Roms Begehren.


  1. [33. Ghibellinen und Guelfen; vgl. zu. V. 97 ff.]
  2. [35. Pallas, Evanders Sohn, Aeneas’ Verbündeter, war der Erste, der, im Kampf mit Turnus, sein Leben an das junge Rom setzte]
  3. 39. Drei und Drei – Horatier und Curiatier.
  4. 41. Sieben, die Könige der Römer.
  5. [46 ff. Weitere Gottesurtheile, wie D. annimmt, welche für Roms Herrschaft entschieden. Die Thatsachen sind dem Geschichtskundigen bekannt.]
  6. [54. Fiesole, an dessen alter Stätte Florenz erbaut sein soll, war der Hauptsitz der catilinarischen Verschwörung, welche gegen den römischen Staat gerichtet war und unter Pompejus unterdrückt wurde.]
Empfohlene Zitierweise:
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 430. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_430.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)