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Begann er solche Kraft zu offenbaren,
Daß sich dadurch erquickt die Erde fand.

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Denn mit dem Vater stritt er, jung an Jahren,

Für eine Frau, vor der der Freuden Thor
Die Menschen fest, wie vor dem Tod, verwahren,

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Bis vor dem geistlichen Gericht und vor

Dem Vater sie zur Gattin er sich wählte,
Und täglich lieber hielt, was er beschwor.

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Sie, deß beraubt, der sich ihr erst vermählte,[1]

Blieb ganz verschmäht mehr als eilfhundert Jahr,
Da, bis zu diesem, ihr der Freier fehlte

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Obgleich durch sie Amiclas in Gefahr[2]

So sicher ruht’, als dessen Stimm’ erklungen,
Des Mächt’gen, der der Erd’ ein Schrecken war;

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Obgleich sie standhaft, kühn und unbezwungen,[3]

Als selbst Maria unten blieb, sich dort,
An Christi Kreuz, zu ihm emporgeschwungen.

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Allein nicht mehr in Räthseln red’ ich fort;

Franziskus und die Armuth sieh in ihnen,
Die dir geschildert hat mein breites Wort.

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Der Gatten Eintracht, ihre frohen Mienen

  1. 64. Des Heilands, der ebenfalls irdische Güter verschmähte.
  2. 67. Amiclas, ein armer Fischer, schlief, wie Lucan in den Pharsalien erzählt, ruhig und ohne sich um den Krieg in seiner Nähe zu kümmern, in seiner Hütte, als Cäsar in einem Ungewitter bei ihm ein Obdach suchte.
  3. 70. Die Armuth blieb Christo, als er an’s Kreuz geschlagen ward, treu, und folgte ihm mit dem Frieden, welchen sie giebt, selbst dahin, wohin Maria ihm nicht folgen konnte.
Empfohlene Zitierweise:
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 463. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_463.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)