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ein Paar oder alle drei Paare sind, und zwar zuweilen zu einer ganz ausserordentlichen Länge, ausgezogen.[1]

Fig. 10. Taphroderes distortus (stark vergrössert). Obere Figur das Männchen, untere Figur das Weibchen.

In allen Ordnungen bieten die Geschlechter vieler Species Verschiedenheiten dar, deren Bedeutung nicht zu erklären ist. Ein merkwürdiger Fall ist der von einem Käfer (Fig. 10), dessen Männchen die linke Mandibel bedeutend vergrössert hat, so dass der Mund in hohem Maasse verzerrt ist. Bei einem andern carabiden Käfer, dem Eurygnathus,[2] haben wir den, soweit es Mr. Wollaston bekannt ist, einzigen Fall, dass der Kopf des Weibchens, allerdings in einem variabeln Grade, viel breiter und grösser ist als der des Männchens. Derartige Fälle liessen sich in beliebiger Zahl anführen. Sie sind auch unter den Schmetterlingen unendlich zahlreich; einer der ausserordentlichsten ist der, dass gewisse männliche Schmetterlinge mehr oder weniger atrophirte Vorderbeine haben, wobei die Tibien und Tarsen zu blossen rudimentären Höckern reducirt sind. Auch weichen die Flügel in den beiden Geschlechtern oft in der Vertheilung der Adern[3] und zuweilen auch beträchtlich in dem Umrisse von einander ab, so bei Aricoris epitus, wie mir im British Museum Mr. A. Butler gezeigt hat. Die Männchen gewisser südamericanischer Schmetterlinge haben Haarbüschel an den Rändern der Flügel und hornige Auswüchse auf den Flächen des hinteren Paars.[4] Bei mehreren britischen Schmetterlingen sind, wie mir Mr. Wonfor gezeigt hat, nur die Männchen theilweise mit eigenthümlichen Schuppen bekleidet.

Der Zweck der Leuchtkraft beim weiblichen Leuchtkäfer ist vielfach Gegenstand der Erörterung gewesen.


  1. Kirby and Spence. Introduction to Entomology. Vol. III. p. 332-336.
  2. Insecta Maderensia. 1854, p. 20.
  3. E. Doubleday, in: Annals and Magaz. of Natur. Hist. Vol. I 1818, p. 379. Ich will hier noch hinzufügen, dass bei gewissen Hymenoptern (s. Shuckard, Fossorial Hymenoptera. 1837, p. 39-43) die Flügel nach dem Geschlechte in der Aderung verschieden sind.
  4. H. W. Bates in: Journal of Proceed. Linnean Soc. Vol. VI. 1862. p. 74. Mr. Wonfor's Beobachtungen werden citirt in: Popular Science Review. 1868. p. 343.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, I. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 363. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch1.djvu/377&oldid=- (Version vom 31.7.2018)