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Seite:DarwinAbstammungMensch1.djvu/389

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doch leicht durch geschlechtliche Zuchtwahl intensiver gemacht worden sein dadurch, dass passende Abänderungen in der Rauhigkeit der Flügeladern beständig erhalten blieben.

Fig. 14. Hinterbein von Stenobothrus pratorum; r die Schrill-Leiste; die untere Figur zeigt die die Leiste bildenden Zähne, bedeutend vergrössert (nach Landois).

In der letzten und dritten Familie, nämlich der der Acridiiden, wird das schrillende Geräusch in einer sehr verschiedenen Weise hervorgebracht und ist nach Dr. Scudder nicht so grell als in den vorhergehenden Familien. Die innere Oberfläche des Oberschenkels (Fig. 14 r) ist mit einer Längsreihe sehr kleiner eleganter, lancettförmiger, elastischer Zähne versehen, 85 bis 93 an Zahl,[1] und diese werden quer über die scharfen vorspringenden Adern der Flügeldecken herabgezogen, welche hierdurch zum Schwingen und zur Resonanz gebracht werden. Harris[2] sagt, dass wenn eins der Männchen zu spielen beginnt, es zuerst „die Tibien der Hinterbeine unter die Schenkel heraufzieht, wo sie in eine zu ihrer Aufnahme bestimmte Furche eingefügt werden, und dann zieht es das Bein scharf auf und nieder. Es spielt seine beiden Geigen nicht gleichzeitig auf einmal, sondern zuerst die eine, dann die der anderen Seite“. Bei vielen Arten ist die Basis des Hinterleibs zu einer grossen Blase ausgehöhlt, von welcher man annimmt, dass sie als Resonanzboden dient. Bei Pneumora (Fig. 15), einem südafricanischen Genus, welches zu derselben Familie gehört, begegnen wir einer neuen und merkwürdigen Modification. Bei dem Männchen springt eine kleine, mit Einschnitten versehene Leiste schräg von jeder Seite des Abdomen vor, gegen welche die Hinterschenkel gerieben werden.[3] Da das Männchen mit Flügeln versehen, das Weibchen flügellos ist, so ist es merkwürdig, dass die Oberschenkel nicht in der gewöhnlichen Art und Weise gegen die Flügeldecken gerieben werden; dies dürfte aber vielleicht durch die ungewöhnlich geringe Grösse der Hinterbeine erklärt werden. Ich bin nicht im Stande gewesen, die innere Fläche der Oberschenkel zu untersuchen,


  1. Landois, a. a. O. S. 113.
  2. Insects of New England. 1842, p. 133.
  3. Westwood, Modern Classification of Insects. Vol. I. p. 462.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, I. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 375. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch1.djvu/389&oldid=- (Version vom 31.7.2018)