Flügelspitzen in Folge eines Kampfes mit einem andern Männchen gebrochen waren. Mr. Collingwood erzählt von den häufigen Kämpfen zwischen den Schmetterlingen von Borneo und sagt: „sie drehen sich mit der grössten Schnelligkeit um einander herum und scheinen von der grössten Wuth erregt zu sein.“
Die Ageronia feronia bringt ein Geräusch hervor wie das eines Zahnrades, welches unter einem federnden Sperrhaken läuft, und welches in der Entfernung von mehreren Yards gehört werden kann. Bei Rio de Janeiro hörte ich dieses Geräusch nur, als zwei Schmetterlinge einander in unregelmässigem Laufe jagten, so dass es wahrscheinlich während der Bewerbung der Geschlechter hervorgebracht wird.[1]
Auch einige Nachtschmetterlinge bringen Laute hervor, z. B. die Männchen von Thecophora fovea. Bei zwei Gelegenheiten hörte Mr. Buchanan White,[2] wie das Männchen von Hylophila prasinana ein scharfes schnelles Geräusch erzeugte, welches, wie er meint, in derselben Weise hervorgebracht wird, wie bei Cicada, nämlich durch eine mit einem Muskel versehene elastische Membran. Er citirt auch Guenée dafür, dass Setina ein Geräusch hervorbringt wie das Ticken einer Uhr, wie es scheint „mit Hülfe zweier grosser paukenförmiger Blasen in der Brustgegend; dieselben sind beim Männchen viel mehr entwickelt als beim Weibchen“. Es scheinen daher die lauterzeugenden Organe bei den Lepidoptern in einer gewissen Beziehung zu den Sexualfunctionen zu stehen. Das bekannte Geräusch des Todtenkopfschwärmers will ich nicht erwähnen; es wird meist bald nachdem der Schmetterling die Puppenhülle verlassen hat, gehört.
Girard hat immer beobachtet, dass der moschusartige Geruch, welchen zwei Arten von Sphinx-Schwärmern von sich geben, den Männchen eigenthümlich ist;[3] in den höheren Thierclassen werden wir viele Beispiele dafür finden, dass allein die Männchen Geruch geben.
- ↑ s. mein Journal of Researches. 1845, p. 33. Mr. Doubleday hat einen eigenthümlichen häutigen Sack an der Basis der Vorderflügel entdeckt, welcher wahrscheinlich zur Hervorbringung des Lautes in Beziehung steht (Proceed. Entomolog. Soc., 3. March, 1845, p. 123). Wegen der Thecophora s. Zoological Record, 1869, p. 401. Die Beobachtungen Mr. Buchanan White’s finden sich in: The Scottish Naturalist. July 1872, p. 214.
- ↑ The Scottish Naturalist. July 1872, p. 213.
- ↑ Zoological Record, 1869, p. 347.
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, I. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 402. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch1.djvu/416&oldid=- (Version vom 31.7.2018)