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erscheinen lässt, dass die meisten von ihnen Weibchen waren, obschon, wie ich von Mr. Fox höre, auch das Männchen auf den Eiern sitzt, wenn das Weibchen getödtet ist.

Sir J. Lubbock's Wildwart hat wiederholt, aber wie oft konnte er nicht sagen, eines von einem Paare von Eichelhähern (Garrulus glandarius) geschossen und kurze Zeit nachher das überlebende Individuum ausnahmslos wieder gepaart gefunden. Mr. W. D. Fox, Mr. F. Bond und Andere haben eine von einem Paare Krähen (Corvus corone) geschossen, aber bald darauf war das Nest wieder von einem Paare bewohnt. Diese Vögel sind im Allgemeinen häufig; aber der Wanderfalke (Falco peregrinus) ist selten, und doch führt Mr. Thompson an, dass in Irland, „wenn entweder ein altes Männchen oder ein Weibchen in der Paarungszeit getödtet wird, was kein ungewöhnlicher Umstand ist, binnen sehr wenigen Tagen ein neuer Gefährte gefunden wird, so dass ungeachtet solcher Zufälligkeiten die Horste doch mit Sicherheit die gehörige Zahl Junge ergeben.“ Mr. Jenner Weir hat in Erfahrung gebracht, dass dasselbe auch mit dem Wanderfalken in Beachy-Head eintritt. Derselbe Beobachter theilt mir mit, dass drei Thurmfalken (Falco tinnunculus), und zwar sämmtlich Männchen, einer nach dem andern geschossen wurden, während sie ein und dasselbe Nest besuchten. Zwei von diesen waren in erwachsenem Gefieder und der dritte im Gefieder des vorhergehenden Jahres. Selbst in Bezug auf den seltenen Goldadler (Aquila chrysaëtos) versicherte ein zuverlässiger Wildwart in Schottland dem Mr. Birkbeck, dass wenn einer getödtet werde, sich bald ein anderer finde. So ist auch in Bezug auf die Schleiereule (Strix flammea) beobachtet worden, dass der überlebende Vogel „sehr leicht wieder einen Gatten fand und also durch die Tödtung nichts erreicht war“.

White von Selborne, welcher den Fall von der Eule anführt, fügt hinzu, dass er einen Mann gekannt habe, welcher die männlichen Rebhühner schoss, weil er glaubte, dass die Pärchen durch die Kämpfe der Männchen gestört würden; und trotzdem er ein und dasselbe Weibchen mehrere Male zur Wittwe gemacht habe, so wäre es doch stets sehr bald mit einem neuen Gatten versehen gewesen. Derselbe Naturforscher liess die Sperlinge, welche die Hausschwalben ihrer Nester beraubten, schiessen; aber der Uebrigbleibende, „mochte es nun ein Männchen oder ein Weibchen sein, verschaffte sich sofort einen neuen Gatten und so mehrere Male hintereinander.“ Ich könnte


Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/110&oldid=- (Version vom 31.7.2018)