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Fälle, welche ich zu sammeln im Stande gewesen bin und welche sich hauptsächlich auf Farbe beziehen, jedoch mit Ausschluss des einfachen Albinismus und Melanismus, hier mitzutheilen. Mr. Gould gibt bekanntlich das Vorhandensein von Varietäten nur selten zu; denn er hält selbst unbedeutende Verschiedenheiten für specifisch. Doch führt er an,[1] dass in der Nähe von Bogota gewisse Colibri's, welche zu der Gattung Cynanthus gehören, in zwei oder drei Rassen oder Varietäten sich schieden, welche von einander in der Färbung des Schwanzes abwichen: „Bei einigen sind sämmtliche Federn blau, während bei anderen die acht centralen Federn mit einem schönen Grün an der Spitze gefleckt sind“. Wie es scheint, sind in diesem und in den folgenden Fällen intermediäre Abstufungen nicht beobachtet worden. Nur bei den Männchen eines australischen Papageien sind „die Oberschenkel bei manchen scharlachroth, bei andern grasgrün“. Bei einem andern Papagei desselben Landes haben „einige Individuen das quer über die Flügeldeckfedern sich ziehende Band hellgelb, während bei anderen derselbe Theil mit Roth gefärbt ist“.[2] In den Vereinigten Staaten haben einige wenige Männchen des scharlachenen Tanager (Tanagra rubra) „eine schöne Querbinde von Feuerroth auf den kleineren Flügeldeckfedern“.[3] Es scheint aber diese Abänderung etwas selten zu sein, so dass ihre Erhaltung durch geschlechtliche Zuchtwahl nur unter ungewöhnlich günstigen Umständen erfolgen würde. In Bengalen hat der Honigbussard (Pernis cristatus) entweder einen kleinen rudimentären Federstutz auf seinem Kopfe oder durchaus keinen. Es würde indessen eine so unbedeutende Verschiedenheit kaum werth gewesen sein erwähnt zu werden, besässe nicht diese nämliche Species im südlichen Indien „einen gut entwickelten Occipitalkamm, welcher aus mehreren abgestuften Federn gebildet wird“.[4]

Der folgende Fall ist in manchen Hinsichten noch interessanter. Eine gefleckte Varietät des Raben, bei welcher der Kopf, die Brust,


  1. Introduction to the Trochilidae, p. 102.
  2. Gould, Handbook to the Birds of Australia. Vol. II, p. 32 und 68.
  3. Audubon, Ornithological Biography, 1838. Vol. IV, p. 389.
  4. Jerdon, Birds of India. Vol. I, p. 108; und Mr. Blyth, in: Land and Water, 1868, p. 381.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/131&oldid=- (Version vom 31.7.2018)