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bei welcher die Spitzen, welche einen metallischen Anstrich haben, „von dem unteren Theile der Feder durch eine symmetrisch geformte durchscheinende Zone getrennt werden, welche aus den nackten Theilen der Fahnenäste gebildet wird“. Der untere Rand oder die Basis des dunkelblauen Mittelpunktes des Augenfleckens ist in der Richtung des Schaftes mit einem tiefen zahnförmigen Einschnitte versehen. Die umgebenden Zonen zeigen, wie man in der Abbildung (Fig. 54) sehen kann, gleichfalls Spuren derartiger Einschnitte oder vielmehr Unterbrechungen. Diese zahnförmigen Einschnitte kommen dem indischen und javanischen Pfauhahne (Pavo cristatus und P. muticus) gemeinsam zu und sie schienen mir besondere Aufmerksamkeit zu verdienen, da sie wahrscheinlich mit der Entwickelung des Augenfleckens in Verbindung stehen; aber eine Zeit lang konnte ich ihre Bedeutung auch nicht einmal vermuthen.

Wenn wir das Princip der allmählichen Entwickelung für richtig halten, so müssen wir annehmen, dass früher viele Species existirt haben, welche jeden der einzelnen aufeinanderfolgenden Zustände zwischen den wunderbar verlängerten Schwanzdeckfedern des Pfauhahns und den kurzen Schwanzdeckfedern aller gewöhnlichen Vögel darboten; ferner ebenso Zwischenstufen zwischen den prachtvollen Augenflecken der ersteren und den einfachen Ocellen oder den einfach gefärbten Flecken anderer Vögel; und dasselbe gilt auch für alle übrigen Merkmale des Pfauhahns. Sehen wir uns unter den verwandten hühnerartigen Vögeln nach irgend welchen gegenwärtig noch bestehenden Abstufungen um. Die Species und Subspecies von Polyplectron bewohnen Länder, welche an das Heimathland des Pfauhahns grenzen, und sind diesem Vogel insoweit ähnlich, dass sie zuweilen Pfauenfasanen genannt werden. Mir hat auch Mr. Bartlett mitgetheilt, dass sie dem Pfauhahne in ihrer Stimme und in einigen Zügen ihrer Lebensweise ähnlich sind. Während des Frühjahrs stolziren, wie früher beschrieben wurde, die Männchen vor den vergleichsweise einfach gefärbten Weibchen einher, breiten ihren Schwanz und ihre Schwungfedern aus und richten sie auf, welche beide mit zahlreichen Augenflecken verziert sind. Ich ersuche den Leser, seinen Blick zurück auf die Zeichnung eines Polyplectron zu werfen (Fig. 51, S. 81). Bei P. Napoleonis sind die Augenflecken auf den Schwanz beschränkt und


Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/141&oldid=- (Version vom 31.7.2018)