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einiger Charactere vom Sommergefieder modificirte Form des Gefieders von den Erwachsenen während des Winters beibehalten worden ist. Endlich hängen allem Anscheine nach sämmtliche Fälle in der vorliegenden Classe davon ab, dass Charactere, welche von den erwachsenen Männchen erlangt worden sind, in verschiedener Weise je nach Alter, Jahreszeit und Geschlecht in ihrer Ueberlieferung beschränkt worden sind; es würde sich aber nicht verlohnen, zu versuchen, den complicirten Beziehungen weiter zu folgen.

6. Classe. Die Jungen weichen in ihrem ersten Gefieder je nach ihrem Geschlechte von einander ab, wobei die jungen Männchen mehr oder weniger nahe den erwachsenen Männchen und die jungen Weibchen mehr oder weniger nahe den erwachsenen Weibchen ähnlich sind. — Obschon die zu dieser Classe gehörenden Fälle in verschiedenen Gruppen vorkommen, so sind sie doch nicht zahlreich; indess scheint es das Natürlichste zu sein, dass die Jungen den Erwachsenen des gleichen Geschlechts anfangs in einem gewissen Grade ähnlich seien und ihnen allmählich immer mehr und mehr gleich werden. Das erwachsene Männchen des Plattmönchs (Sylria atricapilla) hat einen schwarzen Kopf, der des Weibchens ist röthlich-braun; und wie mir Mr. Blyth mittheilt, kann man die Jungen beiderlei Geschlechts an diesem Merkmale unterscheiden, selbst wenn sie noch Nestlinge sind. In der Familie der Drosseln ist eine ganz ungewöhnliche Anzahl ähnlicher Fälle beobachtet worden; so kann die männliche Amsel (Turdus merula) schon im Neste vom Weibchen unterschieden werden. Die beiden Geschlechter der Spottdrossel (Turdus polyglottus L.) weichen sehr wenig von einander ab; doch können die Männchen schon in einem sehr frühen Alter von den Weibchen dadurch unterschieden werden, dass sie mehr reines Weiss zeigen.[1] Die Männchen einer Walddrossel und einer Steindrossel (nämlich Orocetes erythrogastra und Petrocincla cyanea) haben sehr viel schönes Blau in ihrem Gefieder, während die Weibchen braun sind; und die Männchen beider Species haben als Nestlinge ihre Hauptschwung- und Schwanzfedern mit Blau gerändert, während diejenigen der Weibchen mit Braun eingefasst sind.[2] Bei der jungen


  1. Audubon, Ornitholog. Biography. Vol. I, p. 113.
  2. Mr. C. A. Wright, in: Ibis, Vol. VI. 1864, p. 65. Jerdon, Birds of India. Vol. I, p. 515. s. auch über die Amsel: Blyth, in Charlesworth's Magaz. of Natur. Hist. Vol. I. 1837, p. 113.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/217&oldid=- (Version vom 31.7.2018)