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der Paarungszeit mit einander kämpfen und zwar sowohl mit ihren Zähnen als mit ihren Klauen; auch sind ihre Felle gleichfalls häufig mit Narben bedeckt. Männliche Spermaceti-Wale sind sehr eifersüchtig zu dieser Jahreszeit, und in ihren Kämpfen „verbeissen sie sich häufig mit ihren Kinnladen, wälzen sich auf die Seite und zerren sich herum“, so dass ihre Unterkinnladen durch diese Kämpfe häufig verbogen werden.[1]

Von allen männlichen Säugethieren, welche mit speciellen Waffen zum Kampfe ausgerüstet sind, weiss man sehr wohl, dass sie heftige Kämpfe beginnen. Der Muth und die verzweifelten Duelle von Hirschen sind oft beschrieben worden. Ihre Skelette sind in verschiedenen Theilen der Welt mit unentwirrbar in einander verschlungenen Geweihen gefunden worden, dadurch zeigend, wie elend sowohl der Sieger als der Besiegte umgekommen sein muss.[2] Kein Thier in der Welt ist so gefährlich wie der Elephant zur Brunstzeit. Lord Tankerville hat mir eine lebendige Beschreibung der Kämpfe zwischen den wilden Bullen in Chillingham-Park, den zwar in der Grösse aber nicht im Muthe degenerirten Nachkommen des gigantischen Bos primigenius gegeben. Im Jahre 1861 kämpften mehrere um die Herrschaft und es wurde beobachtet, dass zwei von den jüngeren Bullen in Uebereinstimmung den alten Anführer der Heerde angriffen, ihn überwanden und kampfunfähig machten, so dass die Wärter glaubten, er läge tödtlich verwundet in einem benachbarten Walde. Aber wenige Tage später näherte sich einer der jungen Bullen allein dem Walde; und hierauf kam „der Herr der Jagd“, welcher sich nur um Rache zu nehmen ruhig gehalten hatte, hervor und tödtete in kurzer Zeit seinen Gegner. Er vereinigte sich dann wieder friedlich mit der Heerde und führte lange und unangefochten das Scepter. Admiral Sir B. J. Sulivan theilt mir mit, dass, als er auf den Falklandsinseln residirter er einen jungen englischen Hengst importirt habe, welcher mit acht


  1. Ueber die Kämpfe der Robben s. Capt. C. Abbott in: Proceed. Zoolog, Soc. 1868, p. 191; auch Mr. R. Brown, ebenda 1868, p. 436; auch L. Lloyd, Game Birds of Sweden, 1867, p. 412, Ferner: Pennant. Ueber den Spermaceti-Wal s. J. H. Thompson, in: Proceed. Zoolog. Soc. 1867, p. 246.
  2. s. Scrope (Art of Deerstalking, p. 17) über das Ineinanderschlingen der Geweihe bei Cervus elaphus. Richardson sagt in der Fauna Boreal. Americana, 1829, p. 252, dass auch der Wapiti, das Orignal und Renthier so verschlungen gefanden worden sind. Sir A. Smith fand am Cap der guten Hoffnung die Skelette zweier Gnus in demselben Zustande.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/237&oldid=- (Version vom 31.7.2018)