wiederholt Milch in seinen Zitzen zeigte, doch nie die Werbung irgend eines anderen Hundes annehmen und trug zum Bedauern seines Besitzers niemals Junge. Mr. Cupples führt auch an, dass ein weiblicher Hirschhund, der sich jetzt (1868) unter seiner Meute findet, dreimal Junge producirte, und bei jeder Gelegenheit zeigte er eine ausgesprochene Vorliebe für einen der grössten und schönsten, aber nicht den gierigsten unter vier Hirschhunden, welche, sämmtlich in der Blüthe des Lebens, mit ihm lebten. Mr. Cupples hat beobachtet, dass das Weibchen allgemein einen Hund begünstigt, mit dem es in Gesellschaft gelebt hat und welchen es kennt; seine Scheuheit und Furchtsamkeit lässt es anfangs gegen fremde Hunde eingenommen sein. Das Männchen scheint im Gegentheile eher fremden Weibchen geneigt zu sein. Es scheint selten zu sein, dass das Männchen irgend ein besonderes Weibchen zurückweist; doch theilt mir Mr. Wright von Yeldersleyhouse, ein grosser Hundezüchter, mit, dass er einige Beispiele hiervon erfahren hat; er führt den Fall eines seiner eigenen Hirschhunde an, welcher von einer besonderen weiblichen Dogge keine Notiz nehmen wollte, so dass ein anderer Hirschhund herzugeholt werden musste. Es würde überflüssig sein, wie ich es wohl könnte, noch andere Fälle anzuführen, und ich will nur hinzufügen, dass Mr. Barr, welcher viele Bluthunde gezüchtet hat, angibt, dass in beinahe jedem einzelnen Falle besondere Individuen der beiden Geschlechter eine ausgesprochene Vorliebe für einander zeigen. Nachdem endlich Mr. Cupples noch ein weiteres Jahr diesem Gegenstande seine Aufmerksamkeit zugewendet hatte, hat er an mich geschrieben: „Ich habe die volle Bestätigung meiner früheren Angaben erhalten, dass Hunde beim Paaren entschiedene Vorliebe für einander entwickeln, wobei sie häufig durch Grösse, helle Farbe und individuelle Charactere ebenso wie durch den Grad ihrer früheren Vertraulichkeit beeinflusst werden“.
In Bezug auf Pferde theilt mir Mr. Blenkiron, der grösste Züchter von Rennpferden in der ganzen Welt, mit, dass Hengste in ihrer Wahl so häufig launisch sind, dabei die eine Stute zurückweisen und ohne nachweisbare Ursache eine andere annehmen, dass beständig die verschiedensten Kunstgriffe angewendet werden müssen. So wollte z. B. der berühmte Monarque niemals mit Bewusstsein die Stute Gladiateur eines Blickes würdigen, und es musste ihm ein Streich gespielt werden. Wir können zum Theil den Grund sehen, warum werthvolle Rennpferdhengste, welche in solcher Nachfrage stehen, in ihrer Wahl so
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/267&oldid=- (Version vom 31.7.2018)