ihm folge". Die Männchen von Cantharus lineatus werden während der Laichzeit tief bleischwarz; sie ziehen sich dann aus dem Haufen zurück und höhlen ein Loch aus zum Neste. „Jedes Männchen hält nun sorgfältig Wache über seiner ihm gehörigen Höhle und greift jeden andern Fisch desselben Geschlechts energisch an und vertreibt ihn. Seinen Genossen vom andern Geschlechte gegenüber ist sein Benehmen sehr verschieden; viele der letztern sind zu dieser Zeit von Eiern ausgedehnt, und durch alle ihm nur zu Gebote stehenden Mittel versucht das Männchen dieselben einzeln zu dem vorbereiteten Neste zu locken und dort die Tausende von Eiern abzusetzen, mit denen sie beladen sind und welche es dann beschützt und mit der grössten Sorgfalt bewacht".[1]
Ein noch auffallenderes Beispiel von Werbung, ebenso wie von Entfaltung der Reize, seitens der Männchen eines Chinesischen Macropus ist von Carbonnier mitgetheilt worden, der diese Fische in der Gefangenschaft sorgfältig beobachtet hat.[2] Die Männchen sind ganz wunderschön gefärbt, schöner als die Weibchen. Während der Laichzeit concurriren sie um den Besitz der Weibchen; im Acte der Brautwerbung breiten sie, der Angabe Carbonnier's zufolge in derselben Weise wie der Pfauhahn, ihre Flossen aus, welche gefleckt und mit hell gefärbten Strahlen verziert sind. Sie tummeln sich auch mit grosser Lebhaftigkeit um die Weibchen herum und scheinen durch „l'étalage de leurs vives couleurs chercher à attirer l'attention des femelles; lesquelles ne paraissaient indifférentes à ce manège, elles nageaient avec une molle lenteur vers les mâles et semblaient se complaire dans leur voisinage". Nachdem das Männchen seine Braut gewonnen hat, bildet es eine kleine Scheibe von Schaum, indem es Luft und Schleim aus dem Munde ausstösst. Dann nimmt es die vom Weibchen gelegten und befruchteten Eier in den Mund; dies beunruhigte Carbonnier sehr, da er glaubte, sie würden verschlungen werden. Bald aber bringt das Männchen dieselben in den scheibenförmigen Schaum, bewacht sie später, ersetzt den Schaum und sorgt sich um die Jungen, wenn sie ausgeschlüpft sind. Ich erwähne diese Einzelnheiten deshalb, weil es, wie wir sofort sehen werden, Fische gibt, bei denen die Männchen die Eier in der Mundhöhle ausbrüten; und diejenigen, welche nicht an das Princip der stufenweisen Entwickelung
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/27&oldid=- (Version vom 31.7.2018)