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Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/45

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unterstützten Fallschirm durch die Luft gleiten und welche in Bezug auf die Schönheit ihrer Färbung jeder Beschreibung spotten, sind mit Hautanhängen an ihren Kehlen versehen, „ähnlich den Fleischlappen der hühnerartigen Vögel“. Diese werden aufgerichtet, wenn das Thier gereizt wird. Sie kommen in beiden Geschlechtern vor, sind aber am besten bei dem Männchen entwickelt, wenn es zur Reife gelangt, in welchem Alter der mittlere Anhang zuweilen zweimal so lang als der Kopf wird. Die meisten dieser Species haben gleichfalls einen niedrigen Kamm dem Rücken entlang laufend, und dieser ist bei den völlig erwachsenen Männchen viel mehr entwickelt als bei den Weibchen oder jungen Männchen.[1]

Eine chinesische Art soll während des Frühlings paarweise leben; „wenn eine gefangen wird, fällt die andre vom Baume herab und lässt sich ungestraft fangen“ — ich vermuthe aus Verzweifelung.[2]

Es sind noch andere und viel merkwürdigere Verschiedenheiten zwischen den Geschlechtern gewisser Eidechsen vorhanden. Das Männchen von Ceratophora aspera trägt an der Spitze seiner Schnauze einen Anhang, der halb so lang als der Kopf ist. Er ist cylindrisch, mit Schuppen bedeckt, biegsam und wie es scheint einer Erection fähig; beim Weibchen ist er vollständig rudimentär. Bei einer zweiten Species der nämlichen Gattung bildet eine endständige Schuppe ein kleines Horn auf der Spitze des biegsamen Anhangs und bei einer dritten Species (C. Stoddartii, Fig. 34) ist der ganze Anhang in ein Horn umgewandelt, welches gewöhnlich von weisser Farbe ist, aber wenn das Thier gereizt wird, eine purpurähnliche Färbung erlangt. Beim erwachsenen Männchen dieser letzteren Species ist das Horn einen halben Zoll lang; aber beim Weibchen und den Jungen ist es von einer äusserst geringen Grösse. Dieser Anhang lässt sich, wie Dr. Günther gegen mich bemerkt hat, mit den Kämmen hühnerartiger Vögel vergleichen und dient, wie es den Anschein hat, als Zierath.

Bei der Gattung Chamaeleon kommen wir zu dem höchsten Grade von Verschiedenheit zwischen den Geschlechtern. Der obere Theil


  1. Alle diese Angaben und Citate in Bezug auf Cophotis, Sitana und Draco, ebenso die folgenden Thatsachen in Bezug auf Ceratophora und Chamaeleon rühren entweder von Dr. Günther selbst her oder sind seinem prachtvollen Werke „Reptiles of British India", Ray Society, 1864, p. 122, 130, 135, entnommen.
  2. Swinhoe, Proceed. zoolog. Soc., 1870, p. 240.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/45&oldid=- (Version vom 31.7.2018)